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Archiv-Artikel

„Sie werden stigmatisiert“

KONGRESS Über Sexarbeit sollte man mit Prostituierten sprechen, findet eine Journalistin

Von AKD
Margarita Tsomou

■ 37, die Publizistin hat Kulturwissenschaften studiert und ist Mitherausgeberin der Zeitschrift Missy Magazin.

taz: Was ist Ihr erstes inneres Bild, wenn Sexarbeit gesagt wird, Frau Tsomou?

Margarita Tsomou: Als allererstes kommt mir eine kontroverse Debatte unter Feministinnen und eine Debatte über die Legitimierung und die Delegitimierung von Arten von weiblicher Sexualität in den Kopf.

Warum?

Weil ich mir als feministische Journalistin vom Missy Magazin eine Position herausarbeiten möchte. Weil ich glaube, dass das Problem mit Sexarbeit mit unserer Sexualmoral tun hat. Ich habe dazu nicht nur ein einziges Bild, denn SexarbeiterInnen haben sehr unterschiedliche Arbeitsweisen. Mein Bild reicht von Freundinnen, die queere Sexarbeiterinnen sind und interessante Sexpraktiken anbieten, bis zu Frauen, die auf Straßen arbeiten.

Welches ist das typische Bild der Gesellschaft?

Das dominante Bild in den letzten Jahren ist, dass Prostitution gleichgesetzt wird mit Menschenhandel. Ich glaube nicht, dass das die Realitäten von Sexarbeit abdeckt.

Menschenhandel ist also nicht die Realität?

Ich kann nichts Genaues sagen, weil dazu die Zahlen fehlen und ich will mich da nicht festlegen. Ich glaube Realität ist eine gestiegene weibliche Migration nach Europa. Frauen aus dem Ausland arbeiten unter ganz schlechten Bedingungen, wie etwa in der Pflege, als Putzfrauen und Sexarbeiterinnen.

Wie ist die Lage der Sexarbeiterinnen in Hamburg?

Historisch gesehen ist Hamburg eine Hurenstadt, die Stadt ist also als Zentrum der Prostitution weltweit anerkannt. Interessant an Hamburg ist, dass Sexarbeiterinnen sich hier gut organisieren.

Ist Prostitution ein Job wie jeder andere oder müssen Sexarbeiterinnen besonders geschützt werden?

Sexarbeiterinnen werden stigmatisiert. Man nimmt ihnen die Sprache und disqualifiziert sie als Sprecherinnen ihrer selbst. Man kann keinen Konsens finden, ohne mit den Frauen zu sprechen, die diese Arbeit machen.

Deswegen sprechen Sie heute mit ihnen?

Ja. Ich möchte einen Raum schaffen, in dem die Debatte auch unter Sexarbeiterinnen und Interessierten stattfinden kann. Wir reflektieren über unsere Stereotypen. Ich verspreche mir davon, dass wir aus den Erfahrungen der organisierten Sexarbeiterbewegung lernen.  INTERVIEW: AKD

Konferenz „Fantasies that matter. Images of Sexwork in Media and Art“: 18 Uhr, Kampnagel