ZWISCHEN DEN RILLEN
: Für hoffnungslose Nostalgiker

Xeno & Oak-lander: „Par Avion“ (Ghostly International/Cargo)

Synth-Pop par excellence! Eiskalte Keyboards, klappernde Drummachines und geisterhaft anklingende Melodien. Das Duo Xeno & Oaklander aus Brooklyn veröffentlicht sein viertes Album „Par Avion“ und bleibt dabei einer Vintage-Vorstellung von Elektronik aus den frühen Achtzigern treu.

Der Sound der Franko-Norwegerin Liz Windelbo und des US- Amerikaners Sean McBride ist echt: mehrere Roland SH101, Roland RS09, Korg KR55 Rhythm Boxes oder ein Oberheim SEM sollen zur Studioausstattung des Duos gehören. Ihre Musik klingt dementsprechend nach der Glanzzeit dieser Instrumente, nach Synth-Britannia, nach den frühen Depeche Mode, nach John Foxx, nach einer elektronischen Urzeit weit vor Techno.

Ihr prädigitales Arsenal an Keyboards und Effektgeräten ermöglicht dem Duo, seine Musik auf eine zu Art machen, die heutige, zu Konzeption gezwungene Elektroproduzenten an ihren Rechnern nicht mehr anwenden können. Die neun Songs des Albums „Par Avion“ hat das Duo größtenteils während seiner Life-Auftritte spontan erdacht. Es sind freie Improvisationen, als Bridges während ihrer Konzerte zwischen die Songs gelegt, die sie erst später im Studio verfeinerten. „Wir wollen die Unterschiede zwischen Studioaufnahme und Live-Performance so weit wie möglich aufheben“, wird Sean McBride dazu auf dem britischen Popmusik-Portal The Electricity Club zitiert. Einige garantierte Tanzflächen-Hits haben sie auf dem Album. Der Track „Sheen“ kommt mit seinem Slapp-Bass sehr groovy daher. Straight und schnell rhythmiert ist „Nuage d’ivoir“ mit seinen flickerigen Patterns.

Was aber alle Stücke miteinander verbindet, ist ihre Sphärik. Die Snaredrum hallt – mal schnell, mal zäh – durch die Stücke, Cembalo- und Streichersynthies tasten sich mit viel Delay durch die disharmonischen Melodien, Liz Windelbos Gesang – hoch und gehaucht – dringt aus weiter Ferne in die Synthie-Dichte vor.

Das Weite und Sehnsüchtige ihrer Musik rufen die beiden schon in dem Albumtitel wach. „Par Avion“, per Luftpost, lässt gleich die Gedanken in Weltweiten schweifen. Um „Postcards of love for a cold age“, „Shimmering moments from the present“ oder „Romantic messages from the past“ soll es auf ihrem Album gehen, sagen die beiden. Auch ein bisschen Exotik klingt in ihren Songs mit. Bei „Jasmine nights“ etwa gleitet Liz Windelbo vom Blütenduft des Zierstrauchs über die Dunkelheit der Nacht zur Seide in der Sonne über.

Zu aufmerksam sollte man ihren synästhetischen Streifzügen aber nicht lauschen, denn ihre englischen und französischen Texte entblößen sich als Kitsch. „Le rose est le bleu“ haucht Windelbo an anderer Stelle, Jane Birkin und Françoise Hardy zitierend.

Xeno & Oaklander greifen frech in die Geschichte der Popmusik. Aber leider holen sie nicht vereinzelte Zitate hervor und verbinden sie zu etwas Eigenem, sondern verlieren sich in der Kopie. „Par Avion“ verharrt in einem Sound, der nun mal schon vor 30 Jahren ausformuliert wurde, und die französischen Anleihen sind wenig originell. Für hoffnungslose Nostalgiker aber mag ihr Album ein zuverlässiges Stück Achtziger sein. SOPHIE JUNG