: Roels muss gehen
RWE-Aufsichtsrat tauscht Vorstandsvorsitzenden aus: Der Stahlmanager Großmann leitet künftig den Stromriesen
ESSEN rtr/dpa/taz ■ Der Stahlmanager Jürgen Großmann führt künftig den Essener Energieriesen RWE. Großmann werde zum 1. November 2007 ins Unternehmen eintreten und ab Februar 2008 den Vorstandsvorsitz übernehmen, teilte RWE gestern nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit. Die Wahl des 54-Jährigen sei einstimmig erfolgt. Vorgänger Harry Roels (58) tritt nach dem Auslaufen seines Vertrags in den Ruhestand.
Großmann hatte sich Ende vergangenen Jahres aus der operativen Führung seiner eigenen Stahl-Gruppe, der Georgsmarienhütte-Holding, zurückgezogen. Im Mai 2006 war der Manager in den Aufsichtsrat des VW-Konzerns eingezogen. In Nordrhein-Westfalen besitzt Großmann auch den Bahnzulieferer Bochumer Verein, der Teile der ICE-Züge liefert.
Die Börse reagierte mit kräftigen Verlusten der RWE-Aktie auf den Führungswechsel. „Die Frage ist, warum Roels überhaupt abgelöst wird“, sagte ein Analyst. Großmann gelte „eher als Gewerkschaftsmann“, während Roels, der gegen den Widerstand der Gewerkschaft auf seinen Posten gekommen sei, für die Kapitalmärkte gestanden habe.
Der Niederländer Roels, der seit 2003 an der RWE-Spitze steht, war trotz guter Ergebnisse und steigender Aktienkurse in die Kritik geraten. Ihm wurde vorgeworfen worden, keine langfristige Strategie für RWE entwickelt und das Unternehmen durch hohe Barreserven zum Übernahmekandidaten gemacht zu haben (taz berichtete).
Für das Jahr 2006 hat der Konzern bereits einen kräftigen Gewinnschub angekündigt. Genaue Zahlen will der scheidende Konzernchef am Freitag vorlegen. Beim Nettoergebnis rechnet das Unternehmen mit einem Wert von mehr als drei Milliarden Euro. RWE beschäftigt rund 86.000 Mitarbeiter.