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Archiv-Artikel

Arabische Potentaten schießen und morden

BAHRAIN Mehrere Oppositionsführer nach gewaltsamer Räumung des Perlenplatzes in Manama inhaftiert. Polizei geht gegen Krankenhäuser und Verletzte mit Gewalt vor. UN nennt Gewalteinsatz „schockierend“

MANAMA rtr/dapd/taz | Einen Tag nach der Niederschlagung der Proteste in Bahrain sind am Donnerstag mindestens sechs Anführer der Opposition festgenommen worden. Die oppositionelle Wefak-Partei erklärte, darunter seien auch der Chef der schiitischen Hak-Bewegung, Hassan Muschaima, und der Chef der Wafa-Bewegung, Abdel Wahhab Hussein.

Am Mittwoch hatte die Regierung mit Gewalt auf die wochenlangen Proteste in dem arabischen Inselstaat reagiert. Die Sicherheitskräfte räumten mit Tränengas und Panzern den Perlenplatz in der Hauptstadt Manama, dem Zentrum der Demonstrationen. Dabei wurden sechs Menschen getötet. Die Opposition sprach von „einem Vernichtungskrieg“.

Die UN-Kommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, forderte Bahrains Regierung auf, ihre Sicherheitskräfte in die Schranken zu weisen. Sie berief sich auf Berichte, dass Demonstranten willkürlich getötet, geschlagen und festgenommen worden seien. Das größte Krankenhaus in Manama und einige kleinere Hospitäler seien von der Polizei abgeriegelt worden, sagten Menschenrechtsaktivisten. Mediziner, die den Verletzten hätten helfen wollen, seien geschlagen worden. Pillay nannte diese Vorgänge „schockierend und ein illegales Verhalten“.

Die Europäische Union und die Nato forderten die Regierung des Golfstaats am Donnerstag auf, auf Gewalt zu verzichten. Die „Menschenrechte und die fundamentalen Freiheiten des bahrainischen Volks“ müssten geachtet werden, forderte die außenpolitische Vertreterin der EU, Catherine Ashton. Die Entsendung fremder Truppen nach Bahrain sei der „falsche Weg“, kritisierte auch US-Außenministerin Hillary Clinton. In Bahrain liegt das Kommando der 5. US-Flotte. US-Präsident Barack Obama forderte in Telefongesprächen mit dem König von Bahrain und dem saudischen König Abdullah, nach einer politischen Lösung zu suchen.

Aus Protest gegen die Gewalt hat der Iran seinen Botschafter aus dem Golfstaat zurückgerufen. Im Irak und auch in der Türkei demonstrierten Menschen gegen den Einsatz der ausländischen Truppen in Bahrain. In der den Schiiten heiligen Stadt Kerbela hätten rund 3.000 Schiiten gegen die saudischen Truppen in Bahrain demonstriert, berichteten die irakischen Behörden. In Ankara demonstrierten einige dutzend Menschen vor der saudi-arabischen Botschaft. Für den heutigen Freitag sind noch größere Demonstrationen geplant.