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Archiv-Artikel

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Die neue Serie auf taz-muss-sein: Eine Kleinanzeige und ihre Geschichte. Heute: Hans-Georg Schröder sucht Menschen, die mit ihm den Mount Everest hochsteigen

In rund vier Monaten will Hans-Georg Schröder im Flugzeug nach Kathmandu sitzen, auf dem Weg zu seiner zweiten Himalaja-Expedition, doch wenn der 50-Jährige darüber redet, klingt er ungeheuer gelassen. Der gleiche Hamburger Tonfall, mit dem er auch über seine Tour durch Harburg sprechen würde. „Ich bin Briefträger, das ist mein Sport“, antwortet er auf die Frage nach seiner Vorbereitung. Sonst nichts? Schröder überlegt. „Ungefähr einmal im Monat haben wir unser Himalaja-Treffen, bei dem wir die Route besprechen und Filme gucken.“ Ja, auch den Brad-Pitt-Schmachtfetzen „Sieben Jahre in Tibet“ haben sie sich schon angeguckt.

Bislang sind sie erst zu dritt: er und zwei Freundinnen. Das ist ihr Problem – auch wenn Hans-Georg Schröder das so nie ausdrücken würde. „Je mehr Leute, desto besser“, sagt er nur. Bei seiner ersten Expedition vor fünf Jahren, kurz nach dem 11. September, waren sie zu sechst: vier Männer, zwei Frauen, einer davon der Sherpa, mit dem Schröder sich inzwischen angefreundet hat und der sie auch diesmal wieder führen wird. Auch zum Rollenwechsel kam es schon: Zweimal war der Nepalese zu Besuch in Hamburg und hat sich von Schröder die Stadt zeigen lassen. Weil aus seinem Tai-Chi-Kurs, aus dem sich die erste Gruppe größtenteils rekrutiert hat, diesmal niemand Lust auf eine Himalaja-Expedition hatte und Schröder auch in seinem Bekanntenkreis niemanden gefunden hat („Die machen in der Regel andere Urlaube – ich ja auch“), hat er die Anzeige in der taz-Ausgabe vom 4. Dezember aufgegeben. Doch leider hat sich bisher noch niemand darauf gemeldet.

Die Frage, was man mitbringen muss, wiederholt Schröder erst mal, als hätte er sie nicht verstanden, und sagt dann nur: „Lust.“ Natürlich müsse man sich dann auch mal treffen, dann werde man schon sehen, ob’s passt. Doch Lust allein reicht wohl nicht ganz aus: Mit 2.500 bis 3.000 Euro Kosten pro Person rechnen sie für den vierwöchigen Trip, allein der Flug wird etwa 1.000 Euro kosten. Vom Mount Everest Basecamp aus wird der Sherpa sie bis auf über 5.500 Meter führen. „Wie das da genau heißt, weiß ich leider nicht“, sagt Schröder ein wenig verlegen und fügt hinzu: „Ich kenn mich da nicht so aus.“ Das könnte ihm in Hamburg-Harburg nicht passieren.

Zum Abschluss der Expedition werden sie mit dem Jeep von Nepals Hauptstadt Kathmandu aus in die tibetische Hauptstadt Lhasa fahren – alles andere als ein Picknick, aber für Schröder nicht minder entspannend: „Vier Wochen Himalaja-Expedition finde ich erholsamer als zwei Wochen Strandurlaub.“ Warum? „Weil ein Trekking-Urlaub zwar körperlich anstrengend ist, aber das Denken befreit“, sagt er.

Schröders Interesse an der Himalaja-Region ist eng verknüpft mit seinem Interesse am Buddhismus. Seit fast 15 Jahren ist er Mitglied im Tibetischen Zentrum, der Buddhismus fasziniert ihn schon viel länger. Doch er sei kein Buddhist, er denke nur buddhistisch. Was heißt das? „Ich habe ein Gefühl dafür, dass alles in Bewegung ist und man dadurch an nichts festhalten kann.“ Keine schlechte Einstellung für einen Briefträger. DAVID DENK