: berliner szenen Xmas im KaDeWe
Bonganis Glühbirne
Endlich rehabilitiert! Lange bedeuteten die zwei nackten Glühbirnen, die seit rund zehn Jahren unseren Flur beleuchten, nur die Schande vollkommener Ideenlosigkeit. Nun, schlagartig, strahlt zumindest eine den hehren Glanz eines sozialen Statements aus. Denn mein Darling, das KaDeWe, hat sie als ganz spezielle Weihnachtsüberraschung aus Südafrika importiert.
Dort hat ihr, wie auf der Verpackung vermerkt ist, Bongani ein hübsches Kleid übergezogen. Jedes Mal, wenn ich die Wendeltreppe rauf- oder runtergehe, bewundere ich den Trompete blasenden Weihnachtsengel, der sie – zusammen mit einem perlenverzierten Drahtverhau – schmückt. Und jedes Mal überlege ich, ob die andere Glühbirne nun ein Pullöverchen von Sonia Rykiel braucht oder ob es auch die roten Aids-Schleifen von Calvin Klein tun. Aber gleichgültig, für welche Glühbirne ich mich entscheide, ob von Lolita Lempicka, Missoni, Paco Rabanne oder Unarmed Response: stets fließen 5 Euro des Kaufpreises, der zwischen 15 und 25 Euro beträgt, an die Initiative „Dessine L’Espoir“, die in Afrika Hilfsprojekte für aidskranke und HIV-infizierte Menschen finanziert.
Der bestechende Einfall, die international bekanntesten Designer und Couturiers um einen Entwurf zu bitten, der es HIV-positiven Frauen ermöglicht, eine Glühbirne von Hand zur Lichtskulptur umzugestalten, womit sie sich und ihren Familien ein regelmäßiges Einkommen sichern, stammt von Cyrille Varet. Zu diesem Zweck gründete der Pariser Produkt- und Möbeldesigner 2003 die Ithemba-Kooperative, in der auch Bongani arbeitet. Ithemba bedeutet in Xhosa „Hoffnung“, in meinem Flur aber meint Ithemba einfach: Was für eine glänzende Idee!
BRIGITTE WERNEBURG