WAS MACHT EIGENTLICH ...… der Berliner Dom?
: Oben ohne dastehen

Wenn Ihr Blick dieser Tage über die Skyline von Mitte schweift, erschrecken Sie nicht: Heute kommt dem Berliner Dom die goldene Kuppellaterne samt Kreuz abhanden. Die neue Kahlheit ist weder Ausdruck der Gottlosigkeit dieser Stadt noch das Werk von Bilderstürmern. Das Ding muss ab, damit es keinem auf den Kopf fällt.

Laut Domgemeinde weist die 15 Meter hohe und 11 Tonnen schwere Konstruktion so gravierende Korrosionsschäden auf, dass sie abgenommen muss. Insbesondere wenn sich eine Zusatzbelastung durch Schnee, Eis oder Wind ergebe, sei eine „bedrohliche Gefahrensituation“ nicht auszuschließen. Ganz klar: Vom Kreuz erschlagene Touristen – so was macht sich nicht gut fürs Image von Stadt und Kirche.

Entdeckt wurden die Schäden bei einem Routinecheck im August. Dass sich das Material 25 Jahre nach Fertigstellung der neuen Kuppel in einem so miserablen Zustand befindet, muss als Hinweis auf die Religionsfeindlichkeit der DDR gelesen werden: Für christliche Propaganda gab’s halt nur miesen Stahl.

Ob die Kuppel die Spitze wie angekündigt im Herbst 2007 zurückbekommt, steht angesichts der mauen Finanzlage der Gemeinde in den Sternen – mindestens 700.000 Euro kostet der Spaß. Unter dem Motto „Helfen Sie uns, Kreuz zu zeigen“, werden Spenden erbeten. Und an Umbauten, die den disproportionierten Nachkriegszustand des ohnehin wenig geschmackssicheren Bauwerks beheben würden, ist schon gar nicht zu denken. Es ist schon ein Kreuz mit dem Geld. CLP   FOTO: AP