: Weniger Herointote, aber mehr Drogenkonsumenten
SUCHTMITTEL Polizei und Drogenbeauftragte warnen vor Schäden durch hoch dosiertes Cannabis
BERLIN dpa | Im vergangenen Jahr starben 1.237 Menschen an harten Drogen – so wenige wie seit zehn Jahren nicht mehr. Allerdings fallen der Polizei immer mehr Konsumenten harter Drogen in Deutschland auf. Alarmiert zeigen sich die Behörden von hoch dosiertem Cannabis und riskanten Kräutermischungen, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, am Donnerstag in Berlin deutlich machten.
„Der Rückgang bestätigt den Trend eines kontinuierlichen Rückgangs seit 2000“, sagte Dyckmans. 2009 waren es noch 1.331 Drogentote, 2008 sogar 1.449. An einer Überdosis Heroin oder an Heroin und anderen Drogen zusammen starben nun 855 Menschen, 214 an Langzeitschäden nach jahrelangem Konsum. Die meisten Opfer (944) waren über 30 Jahre alt. Nur 176 der Drogentoten waren Frauen. „Wir müssen den Betroffenen Wege in die Unabhängigkeit von Drogen aufzeigen“, sagte Dyckmans. Dazu zählten Behandlungen mit Ersatzstoffen, Drogenkonsumräume und -kontaktläden.
Besorgt zeigte sich BKA-Chef Ziercke. Der Polizei seien mehr als 18.620 Konsumenten harter Drogen erstmals aufgefallen – ein Anstieg von fast 3 Prozent im Vergleich zu 2009. Allein mehr als 11.400 Konsumenten von vermeintlich saubererem Amphetamin fielen den Beamten zum ersten Mal auf.
Ziercke warnte vor Cannabis, weil dies mit extrem hoher Dosis auf dem Markt sei. Die Polizei habe in Deutschland 46 Cannabis-Plantagen im Freien und 348 Plantagen in Räumen ausgehoben – die meisten in Nordrhein-Westfalen. Von einer weichen Droge könne man bei den Indoor-Plantagen nicht mehr reden, mahnte Ziercke. Einer Cannabis-Liberalisierung erteilte er eine Absage: „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Staat sich darum kümmern muss, weil eine erhebliche Gesundheitsgefährdung damit verbunden ist.“
Eindringlich warnte Dyckmans vor neu zusammengemischten Drogen. „Vor dem Konsum von als Kräutermischung, Badesalz oder Lufterfrischer angebotenen Produkten muss ich ganz dringend warnen.“ Sie schienen harmlos, aber ihre für die Konsumenten meist unbekannten Inhaltsstoffe könnten lebensbedrohliche Folgen haben.