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Will man die ziemlich unüberschaubare Welt der Popmusik in zwei Lager teilen, dann könnte man die Schere genau hier ansetzen: Es gibt Bands, die blicken mit Argwohn in die Welt – und solche, die gerne das Schöne sehen und sich daran freuen. Diese gut gelaunten Pop-Bands sind arglos und meistens ein bisschen langweilig. Und dann gibt es schließlich noch die, welche sich nicht entscheiden können. So in etwa ist es auch bei Virginia Jetzt!, der Berliner Vorzeige-Band mit dem Ausrufezeichen. Böse Zungen behaupteten ja, bei Virginia Jetzt! wäre die Welt zu sehr in Ordnung: Da küsste sich ein Pärchen auf dem Cover des Debüts, knutschte im Regen, hielt die Augen fest geschlossen. Niemand sollte stören in ihrem Glück. Dazu trällerten Virginia Jetzt! Sachen wie „Wir haben keine Sorgen“, ließen die Gitarren jubeln – und krachten volle Lotte in den bürgerlichen Kitsch-Pop-Vorgarten.
Aber spätestens seit ihrem Album „Anfänger“, noch mehr aber auf dem Drittling „Land unter“, ist alles anders. Prekäre Zeiten machen eben hoffnungslos: Noch nie klang die Band so nach Land unter wie heute. Verlust, Trennung und Schmerz sind die Themen, die Stücke tragen Titel wie „Bitte bleib nicht, wenn du gehst“ oder auch „Ich kann nicht wie die anderen“. Zweifel, ganz viele Zweifel, stecken in diesen Texten – verpackt aber in ein schillerndes Pop-Kleid aus tröstenden Melodien. Am Donnerstag zu sehen und zu hören im Grünspan.
Im Molotow sind am Samstag Voxtrot aus Austin/Texas zu erleben. Die Veranstalter kündigen an, dass zu ihrem Sound keinesfalls Foxtrott der Tanz der Stunde ist. Nein, Schweiß wird von der Decke tropfen. Und das, obwohl sich die Band deutlich auf die (gar nicht schwitzigen) „Byrds“ bezieht.
Strictly Hardcore bietet die Flora in dieser Woche: Die amerikanische Band The Holy Mountain macht am Donnerstag den Anfang, am Montag ziehen Graf Orlock und Comadre nach. Das wird hart: Modepunks und Indie-Rocker sollten da definitiv draußen bleiben.
Ein bunter Hamburger Abend steigt am ebenfalls am Donnerstag im Fundbureau. Gleich drei Bands werden dort dem gestählten Publikum Punk’n’Roll, Beat und Surf durch die Ohren blasen: The Spams, The Typhoons und Abopanik. Und auch hier, so kann man vermuten, wird die Szene weitgehend unter sich bleiben. Virginia Jetzt!-Fans zum Beispiel werden den Weg zur Sternbrücke wohl eher nicht finden. Wenn ja, sollten sie ihre Liebhaberei vielleicht für sich behalten. Marek Storch
Virginia Jetzt!: Do, 1. 3., 20 Uhr, Grünspan The Spams, The Typhoons & Abopanik, Do, 1. 3., 21 Uhr, Fundbureau The Holy Mountain: Do, 1. 3., 21 Uhr, Rote Flora Voxtrot: Sa, 3. 3., 22 Uhr, Molotow Graf Orlock & Comadre: Mo, 5. 3., 21 Uhr, Rote Flora