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affären-casting (4): Joachim Król gibt Klaus-Joachim GebauerDer Spielball

Regisseur Dieter Wedel will die VW-Affäre verfilmen. Dabei sind die Hauptrollen noch nicht besetzt. Die taz nord macht Vorschläge

„Gebauer, wo bleiben die Weiber?“ – diesen Satz habe er oft gehört, sagte Klaus-Joachim Gebauer 2005 dem stern. Denn Gebauer war der Mittelsmann zwischen der Konzernleitung und dem Betriebsrat. Im Auftrag der Konzernleitung habe er Geld und Frauen organisiert, um Betriebsräten ihre Dienstreisen zu versüßen. Gebauers Version der Affäre: Er war nur der Laufbursche, das Opfer, unterwegs im Auftrag von Peter Hartz.

Die Opferrolle ist das Eine bei Gebauer, das Andere ist sein unbescholtenes Auftreten. Gebauer ist ein unauffälliger Mann, gewiss kein Frauenheld. In einem VW-Affären-Film stellt man sich vor, wie Gebauer durch die Etablissements von Rio de Janeiro streift und mit sichtlichem Unwohlsein Prostituierte anspricht. Die Türsteher übersehen ihn so lange, bis er die Brieftasche zückt. Und im Hotel beschweren sich die VW-Granden, wenn ihnen etwas nicht passt.

Gebauer schaut dann mit großen, leidenden Augen in die Welt. Augen, wie sie unter den deutschen Schauspielern eigentlich nur Joachim Król hat. In „Wir können auch anders“ zum Beispiel: Darin gab Król den Analphabeten Rudi, der hilflos durch Norddeutschland tuckelt, um zum Haus der Großmutter zu kommen. Oder in „Der bewegte Mann“: Da spielte er einen unglücklich Verliebten, der sich als Wohnungsgeber ausnutzen lässt.

Król kann aber nicht nur harmlose Männer spielen: Das ZDF beispielsweise hat ihn als Hauptkommissar Lutter besetzt. Um Klaus-Joachim Gebauer zu geben, wäre diese darstellerische Bandbreite unabdingbar: Aller Voraussicht nach wird sich der Ankläger Gebauer bald selbst auf der Anklagebank wiederfinden. Der Vorwurf: Neben der Organisation von Lustreisen auf Firmenkosten soll er sich auch persönlich bereichert haben. kli

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