strittiger schlapphut : Der Kreuzzügler
Der Islam wird ja gern als „junge Religion“ bezeichnet. Als geistliches Konstrukt, das sich auf einer Evolutionsstufe befindet, die das Christentum – und erst recht die abendländische Kultur – lange hinter sich hat. Doch einiges, was der Bremer Verfassungsschutz-Leiter Walter Wilhelm so verkündet, lässt auf eine stagnierende, wenn nicht mittelalterliche moralische Verfassung schließen.
KOMMENTARVON PETRA SCHELLEN
Ohne Frage ist es ethisch und menschlich unsäglich, sprich: politisch nicht korrekt, muslimische Geistliche zu diffamieren, wie Wilhelm es mehrfach tat. Auch riecht es stark nach Stammtisch-Denken, kaum fundierte Negativ-Vermerke abzufassen, um die Rückkehr des Guantánamo-Häftlings Murat Kurnaz nach Bremen zu verhindern.
Blankes Entsetzen ergreift einen allerdings angesichts der Vorstellung, dass jemand, der so leichtfertig persönliche Intoleranz zelebriert, unsere Verfassung schützen soll. Welche Verfassung soll das sein, fragt man sich angesichts des Vorgefallenen. Aus welcher Ära könnte sie wohl stammen? Aus der Zeit der christlichen Kreuzzüge, der Hexenverbrennungen, des Neandertalers gar?
Man schaudert. Und möchte zumindest erfahren dürfen, in welcher ethischen Verfassung sich Walter Wilhelm befindet – sowie jene, die ihn einstellten und seither dulden. In Sachen Menschenkenntnis wäre da allseits noch Luft.