: „Das Böse? Der Preis der Freiheit“
ABGRÜNDE Der Strafverteidiger und Krimiautor Ferdinand von Schirach findet Gefängnisse abstoßend. In Stichworten erklärt er Gott und die Welt
■ geboren 1964 in München, ist Strafverteidiger, Schriftsteller und wird oft zu seinem Großvater, dem NS-Reichsjugendführer Baldur von Schirach, befragt. „Verbrechen“, den ersten Kurzgeschichtenband, veröffentlichte Ferdinand von Schirach im Alter von 45 Jahren. Seine Bücher, Erzählungen aus dem juristischen Alltag, sind Bestseller. In dieser Woche erschien „Die Würde ist antastbar“. Von Schirach lebt in Berlin.
STICHWORTE ALEM GRABOVAC
Erste Erinnerungen
Hellgrün.
Kindheit
Dunkelgrün. Langsam. Weit. Ruhig.
Jesuitenkolleg St. Blasien
Zehn Jahre.
Adel verpflichtet
Wenn Sie meinen …
Der Großvater Baldur von Schirach
Ist alles gesagt.
Die Nürnberger Prozesse
Die Geburt des internationalen Strafrechts, eine der großen Menschheitsleistungen.
Jurastudium
Ermüdend.
„Promi-Anwalt“
Albern.
Günter Schabowski
Tragisch.
Der seltsamste Fall
Schweigepflicht.
Bester Satz im Gerichtssaal
„… wird auf Kosten der Landeskasse freigesprochen.“
Gefängnisse
Abstoßend.
Richter
Entscheiden.
Liebenswerte Mörder
Menschen.
MörderInnen
Mag das I nicht.
Das Böse
Der Preis der Freiheit.
Unfälle im Haushalt
Perfekte Morde.
Wirklichkeit
Wir können nie sicher wissen, ob wir sie erkennen.
Wahrheit
Subjektiv.
Lügen
Angst.
Frei und schuldig
Gefangen und unschuldig?
Schreiben
Geschichten erzählen.
Vorwurf: „geborgtes Leben“
Thomas Mann: „Ich habe nie etwas erfunden.“
Schönster Satz
„Dann kam der Regen“ (Ernest Hemingway, „Paris – Ein Fest fürs Leben“).
Interessantester fiktionaler Verbrecher
Teufel.
Interessantester realer Verbrecher
Hochstapler.
Literaturkritiker
Leser mag ich lieber.
Rauchen
Unverzichtbar.
Schlafen
Wenig.
Träumen
Von den Sirenen, die Erkenntnis versprechen.
Lieblingsgericht
Schwankt.
Frauen
Rettung.
Männer
Schwieriger.
Erotik
Das Unbeabsichtigte.
Sex
Man will’s nicht so genau wissen.
Liebe
„Wenn es Sie nicht stört, sagte sie, möchte ich Ihren Arm nehmen, damit wir einander nicht verlieren“ (W. Somerset Maugham, „De Amicitia“).
Ehe
Grund der meisten Tötungsverbrechen.
Seitensprung
Kompliziert.
Geld
Überschätzt.
Erfolg
Zufall.
Missgunst
Dumm.
Kapitalismus
Vorbei.
Angela Merkel
Hochachtung.
Edward Snowden
David.
Utopien
Gefährlich.
Sehnsucht
„Während ich so dasaß und über die alte, nie gekannte Welt nachbrütete, musste ich daran denken, was für ein Wunder es für Gatsby bedeutet haben mochte, als er zum ersten Male das grüne Licht an Daisys Landesteg erspähte. Er war weither an dieses blaue Gestade gekommen, und plötzlich schien ihm sein Traum so nahe gerückt, dass er nur zuzugreifen brauchte. Aber er wusste nicht, dass der Traum längst hinter ihm lag, weit zurück in dem unermesslichen Dunkel jenseits der großen Stadt, wo die schwarzen Gefilde der Staaten unter nächtlichem Himmel wogten“ (F. Scott Fitzgerald, Der große Gatsby).
Ängste
Mob.
Geheimnisse
Anwaltsberuf.
Feinde
Unvermeidlich.
Schönheit
Symmetrie.
Luxus
Einfach.
Humor
Vernünftig.
Musik und Farben
Synästhesie.
Berlin
Leben.
Hoffnungen
Europa.
Älterwerden
Weniger Urteile.
Grabsteinspruch
„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.“
Gott
Ist nicht so wichtig.
■ Alem Grabovac, 40, taz-Autor, verzichtet auch nicht gern aufs Rauchen