Ein gemeinsamer Nenner

Die Reunion-Welle, von Genesis bis Smashing Pumpkins: wer es in diesem Jahr alles auf unser Geld abgesehen hat

Die Sex Pistols waren ein bisschen früh dran, als sie schon 1996 ihre sensationelle Wiedervereinigung mit einer einmaligen Welttournee feierte. Heute, zehn Jahre später, gibt es im Popgeschäft kaum noch eine große Gruppe, die ihre große Zeit nicht mit einer Reunion erneut zu Geld gemacht hätte.

Für 2007 nun wird ein regelrechter Comeback-Dammbruch erwartet. Phil Collins vermisste die „Kameradschaft in einer Band“ und bringt Genesis wieder auf die Bühne. Sting hat seine Freunde von The Police zusammengetrommelt. Tom Morello will Audioslave endlich Audioslave sein lassen und mit seiner alten Protestkapelle Rage Against The Machine „George W. Bush aus dem Amt jagen“. Iggy erweckt die Stooges zu neuem Leben. Billy Corgan war ohne Smashing Pumpkins noch deprimierter als mit, weshalb er nun mit größtenteils neuen Musikern unter dem alten Namen auf eine „Welttournee der Tränen“ gehen will – von Crowded House, James, Björks alter Band Sugarcubes oder Jesus And The Mary Chain ganz zu schweigen. Was ist da los? „Wir haben einfach einen gemeinsamen Nenner gefunden“, sagte Sexpistole Johnny Rotten, „und das ist euer Geld.“

Da kann die Plattenindustrie, die dem desaströsesten Jahr ihrer Geschichte entgegentrudelt, nur zustimmen. „Die CD, wie wir sie kennen, ist tot“, hatte der EMI-Chef Alain Levy noch erklärt – kurz bevor er für genau diese zutreffende Bemerkung gefeuert wurde. Geld scheint mit Musik nur noch auf der Bühne verdient werden zu können, lässt sich doch ein Konzert-Erlebnis nicht downloaden.

Selbst eine Spartenband wie z. B. die Pixies verdiente pro Reunion-Konzert 200.000, solo machte Pixie-Chef Frank Black nur knapp 10.000 Euro. Van Halen („Jump“) wäre pro Abend sogar eine Million Euro Gage garantiert worden – hätten sich David Lee Roth (Foto) und Eddie Van Halen nicht in letzter Sekunde wieder zerstritten. Wenigstens eine Gruppe, die noch nachtragender als geldgeil ist. FRA