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Archiv-Artikel

DIE KUNDEN DER BAHN WOLLEN SERVICE UND KEINEN PAKETDIENST Bleib auf der Schiene

Die Bahn kann fliegen. Sie kann auch schwimmen. Und auf der Straße rollen kann sie natürlich auch. Wenn sie das alles tut, prangt nur meist nicht das DB-Logo auf den Flugzeugen, Schiffen und Lastern. Sondern der Schriftzug der Logistik-Tochter Schenker. Was viele Bahn-Kritiker immer befürchtet haben, ist längst Realität: Die Bahn ist ein international aufgestellter Logistik-Konzern.

Ein florierendes Geschäft, in das sich die Bahn da vor einigen Jahren eingekauft hat. Zweistellige Zuwachsraten verlangen immer mehr Mitarbeiter und immer mehr Aufmerksamkeit der Bahn-Vorstände. Sollten bei Schenker in den nächsten fünf Jahren tatsächlich über 12.000 neue Stellen entstehen, wäre das nur folgerichtig.

Die Frage ist nur: Was hat die Bahn eigentlich auf den Logistik-Märkten Asiens und Osteuropas zu suchen? Beantworten lässt sich das nur mit dem Hinweis auf den geplanten Börsengang: Wenn etwas an der Bahn so richtig attraktiv für Anleger ist, dann ist es die Logistik-Sparte. Noch attraktiver ist, dass der Bund mit 51 Prozent im DB-Boot sitzt. Das gibt Sicherheit. Und Sicherheit ist auf den Finanzmärkten der Welt bares Geld wert. Dafür braucht die Bahn übrigens weiterhin ihre Schienen. Denn ohne die wäre der Bund kaum Mehrheitseigner. Und ohne den gibt es weniger Sicherheit.

Wäre die Bahn ein Unternehmen wie jedes andere – eine Stellenverlagerung wäre kaum mehr als eine kurze Meldung wert. Aber die Bahn ist Staatseigentum. Ein Großteil der Netzinfrastruktur wird von den Bürgern bezahlt. Und denen ist herzlich egal, wo die Bahn neue Geschäftsfelder erschließt. Sie wollen guten Service und Pünktlichkeit. In beiden Bereichen wird bei der Bahn zunehmend geschlampt. Das hat auch etwas damit zu tun, dass immer weniger Bahn-Mitarbeiter immer mehr Arbeit leisten müssen.

Heißt: Werden, wenn die Meldung stimmt, weitere 10.000 Stellen im Schienenverkehr abgebaut, dann schlägt das direkt durch auf die Kundenzufriedenheit. Aber wie gut, dass es auf der Schiene noch keine Konkurrenz wie auf dem Telefonmarkt gibt. Oder, Herr Mehdorn? THORSTEN DENKLER