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Archiv-Artikel

Tote bei Beschuss eines Flüchtlingskonvois

UKRAINE Die Armee und die Rebellen beschuldigen sich gegenseitig. Verhandlungen laufen weiter

KIEW rtr/afp/taz | Bei einem Raketenangriff auf einen Flüchtlingskonvoi im Osten der Ukraine ist am Montag nach Angaben von Militär und Separatisten eine unbekannte Zahl von Menschen getötet worden. Armee und Aufständische wiesen sich gegenseitig die Schuld zu. „Die Wucht der Attacke war so groß, dass die Menschen bei lebendigem Leib in den Fahrzeugen verbrannten – sie konnten sich nicht selbst befreien“, sagte Militärsprecher Anatoli Proschin dem ukrainischen Rundfunksender 112.ua. Die Busse hätten Flüchtlinge aus der Stadt Luhansk transportiert. Ein anderer Militärsprecher erklärte, die Separatisten hätten Grad-Raketen und Mörsergranaten auf die Wagenkolonne abgefeuert. Unter den Toten seien viele Frauen und Kinder.

Die Aufständischen wiesen jede Schuld von sich. „Die Ukrainer selbst bombardieren die Straße dauernd mit Kampfjets und Grads“, sagte der Vizeministerpräsident der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Andrei Purgin, der Nachrichtenagentur Reuters. Offenbar hätten die Soldaten dabei nun Zivilisten getötet. Derzeit fliehen etwa 500 Menschen pro Tag aus Luhansk, der zweiten großen Stadt neben Donezk, die die Separatisten noch unter Kontrolle haben. Armee und Aufständische kämpfen seit Monaten um Luhansk, dessen Einwohner seit zwei Wochen weitgehend von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten sind. Die Regierungstruppen haben Luhansk weitgehend von der Außenwelt abgeriegelt und in der Stadt einige wichtige Stellungen wieder eingenommen.

Der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin erwartet nach dem Krisentreffen vom Sonntagabend in Berlin lange Verhandlungen mit Russland. Russland hatte zuvor „gewisse Fortschritte“ bei den Gesprächen in Berlin vermeldet. Der russische Außenminister Sergei Lawrow verwies allerdings darauf, dass beide Seiten in der Frage eines bedingungslosen Waffenstillstands in der Ostukraine und einer politischen Lösung des Konflikts nicht vorangekommen seien. Zur von Kiew geforderten verbesserten Kontrolle der ukrainisch-russischen Grenze sagte Lawrow, Russland unterstütze den Vorschlag, den an einem Teil des Grenzverlaufs stationierten Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) unbemannte Flugzeuge für ihre Arbeit zur Verfügung zu stellen. Es gehe um die Grenzkontrolle von der ukrainischen Seite und vom ukrainischen Luftraum aus. Am Montag oder Dienstag werde dann „möglicherweise“ geklärt, in welcher Form die Gespräche fortgesetzt würden.