Rot-Grüne Schule

Landtags-Opposition fordert radikale Schulreform für Nordrhein-Westfalen. Druck auf Rüttgers wächst

DÜSSELDORF dpa/taz ■ Die Opposition in Nordrhein-Westfalen verstärkt den Druck auf Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), das dreigliedrige Schulsystem abzuschaffen. Das Nebeneinander von Hauptschule, Realschule und Gymnasium habe sich überholt, sagte SPD-Chefin Hannelore Kraft gestern in Düsseldorf. „Die Zukunft ist die Gemeinschaftsschule.“ Dazu habe sich die NRW-SPD am Wochenende in einem Vorstandsbeschluss klar bekannt. „Die SPD ist gewillt, in eine neue Struktur hinein zu gehen“, unterstrich Kraft. Am Samstag hatten bereits die Grünen Rüttgers aufgefordert, das dreigliedrige Schulsystem durch Gemeinschaftsschulen zu ersetzen. „Der Tanker SPD hat sich bewegt und kommt nun endlich auf grünen Kurs“, kommentierte die grüne Landtagsabgeordnete und Bildungsexperten Sigrid Beer den SPD-Beschluss.

Mehrere – auch CDU regierte – Bundesländer erwägen bereits grundlegende Schulreformen. Das schwarz-rot regierte Schleswig-Holstein macht vom kommenden Schuljahr an als erstes Bundesland ernst mit der Einführung von Gemeinschaftsschulen. Ob Rüttgers schwarz-gelbe Landesregierung dem Veränderungsdruck Stand halten kann, bleibt abzuwarten. Der Ansturm auf die Gesamtschulen nimmt zu: Nur für 30.000 der 47.000 Grundschüler, die zum kommenden Schuljahr eine Gesamtschule in NRW besuchen wollen, gibt es einen Platz.

CDU und FDP lehnen einen Systemwechsel ab und setzen statt dessen darauf, mit mehr Lehrern, weniger Unterrichtsausfall und intensiverer Förderung schon vom Vorschulalter an das Leistungsniveau nach oben zu bringen. „Der SPD gelingt es nicht, die alten ideologischen Fesseln abzustreifen“, meinte der Schulexperte der nordrhein-westfälischen CDU-Landtagsfraktion, Klaus Kaiser.