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Archiv-Artikel

„Hochwertiger als zuvor“

RUNDGANG Die CDU-Altona blickt auf Gentrifizierungsprozesse im Schanzenviertel

Andreas Grutzeck

■ 52, Abgeordneter der CDU-Bezirksfraktion Altona und Immobilienmakler, sucht das Gespräch im Schanzenviertel.

taz: Herr Grutzeck, wann sind Sie zuletzt im Schanzenviertel gewesen?

Andreas Grutzeck: Gestern, da habe ich mit einem Freund dort einen Kaffee getrunken. Und davor war ich letzten Mittwoch dort, zur Sitzung des Schanzenbeirats.

Das Viertel verändert sich ja schon länger. Seit wann beobachten Sie diese Veränderungen?

Mit Anfang der 2000er, also seit 15 Jahren fallen mir die Veränderungen besonders auf. Das optische Bild ist anders, viel wurde saniert. Außerdem sieht man dort jetzt mehr und andere Menschen. Die Struktur des Schanzenviertels verändert sich insgesamt.

Für Sie als Immobilienmakler sind die Entwicklungen im Schanzenviertel doch eigentlich super, oder?

Ja, wenn sie das so wollen. Meine Wohnung im Schanzenviertel habe ich zwar auch schon vor 15 Jahren vermietet bekommen, aber heute sieht das natürlich anders aus.

Haben Sie Angst vor Protesten bei dem morgigen Rundgang?

Ich habe keine Angst vor Protestlern. Dadurch, dass ich viel mit dem Viertel zu tun habe, weiß ich natürlich, dass es sie gibt. Besonders die Alteingesessenen sind da die Konservativen. Aber die Zustände zu konservieren, wie es die Kritiker gern hätten, das wird es nirgendwo geben. Vor 15 Jahren waren die Wohnungen noch mit Ofenheizung und Einglasfenstern ausgestattet; das ist heute anders und auch die Nachfrage ändert sich da.

Was bedeutet das für die Mieten?

Da werden die Mieten zwangsläufig höher. Die soziale Erhaltungssatzung gibt es in der Schanze ja schon, die wollen wir nun auch in Altona einführen. Aber keiner hat den Anspruch darauf, dass es vor seiner Haustür immer so aussehen wird wie es zum Einzug war. Das würde ich auch den Kritikern so sagen.

Wie wird das Viertel in 30 Jahren aussehen?

Man kann die Schanze gut mit Eppendorf vergleichen: Eppendorf hat eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Dort ist es heute noch hochpreisig, doch es gibt keine klassische Szene mehr wie noch vor 30 Jahren. Das Schanzenviertel wird sich wahrscheinlich auch dorthin entwickeln. Die Szene wird weggehen, aber es wird hochwertiger als zuvor bleiben.

INTERVIEW: JELENA MALKOWSKI

Rundgang „Gentrifizierungsprozesse im Schanzenviertel“ und anschließendes Gespräch mit CDU-Politiker Andreas Grutzeck: 15 Uhr, S-Bahn Sternschanze