Gigolo-Karikatur

Spätestens seit Berlusconi weiß man bei Italienern nicht mehr genau, ob sie ihre schräge Latin-Lover-Performance ernst meinen oder sich selbst veralbern. Peppe Voltarelli gehört wohl in die Ironie-Kategorie, einer seiner Hits heißt „Italiani Superstar“, im Video dazu trägt er abwechselnd ein Stars-and-Stripes-Shirt und ein Jackett-Outfit in den italienischen Nationalfarben, fährt in Lederjacke Cabrio, tänzelt inmitten von weißhaarigen Anzugträgern durch die Sonne. Voltarelli war 15 Jahre lang Frontmann der legendären Folk-Popband Il parto delle nuvole pesanti, nun ist er solo als Cantautore unterwegs, als typisch italienischer Liedermacher. Es ist ein gewisser trashiger Charme, der von ihm ausgeht: Raspelstimme, knallrotes Hemd, goldenes Kettchen, die Haare verstrubbelt, als sei er gerade (nicht allein) aufgestanden – und mit sehr italienischen Songs über Sehnsucht und Amore. Sehr überzeugend ist das, fast schon zu gut passt die Mezzogiorno-Karikatur des echten Kalabresen. Aber keine Panik: Vielleicht muss man das gar nicht aufschlüsseln, unterhaltsam ist die Performance des singenden Gigolo so oder so. MAG

■ Peppe Voltarelli: Fr., 22 Uhr, b-flat, Rosenthaler Straße 13, ab 8 Euro