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Archiv-Artikel

Kein Unterschied zu Pilcher-Filmen

betr.: „Gefühlte Heimat“, taz vom 3. 3. 07

Auf Arte „Die Flucht“ gesehen? Aufmüpfige, junge, selbstbewusste Grafentochter kehrt auf ihr Gut aus Berlin zurück. Eigentlich ist sie mit Ihrem strengen Vater im Streit, dieser ist jedoch schwer krank und so verträgt man sich wieder. Nebenan gibt es da noch eine andere Grafenfamilie mit zwei Söhnen, von denen unsere junge Gräfin einen in einer Vernunftsehe zum Mann nimmt. Aber, oh Wunder, verlieben tut sie sich in einen französischen Kriegsgefangenen, der auf ihrem Hof arbeitet. Gewürzt wird dieser sülzige Brei mit einer altklugen Tochter der Gräfin und einigen zwischenmenschlichen Problemen innerhalb der beiden Aristokratenfamilien.

In einem Kurzinterview in der TV Today gibt der Regisseur Kai Wessel an, er wollte einen Film drehen, der „aus der Perspektive der Zivilbevölkerung erzählt“. Klischeecharaktere und ein total vorhersehbares Drehbuch machen diesen Zweiteiler zu einer weiteren dämlichen Adelsschmonzette, die zufällig im Dritten Reich spielt und in der es im zweiten Teil irgendwann mal zu einer Flucht aus Ostpreußen kommt. Man muss wohl leider weiter auf mutige deutsche Fernsehfilme warten. Die Aufarbeitung historischer deutscher Ereignisse im TV unterscheidet sich momentan kaum von Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen. PETER HEIL, Kiel