urdrüs wahre kolumne
: Unterwegs mit Teddy-Tours

ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, lässt hier allwöchentlich wissen, wie es um die Mündigkeit des Menschen steht.

Was doof, verderbt und inhuman ist, lockt auch jede Menge Dummdeutsch hervor. Wie zum Beispiel der lange Einkaufsfreitag in der Hamburger Möbelbude „Wäscherei“, wo sich das Personal bis 22 Uhr für den revoltewürdigen „König Kunde“ zur Verfügung halten muss. Um diesen Unfug auch noch anzuheizen, „geht auf der neuen Wäschereibühne ein echt megamäßiges Programm ab: mit speziellen Lichteffekten traten die Drag High Heels aus München auf. Sowas Schräges hat man in Hamburg schon lange nicht gesehen. „Man darf echt auf die nächsten Wäscherei-Events gespannt sein“, lobhudelt die Morgenpost. Echt megamäßighipkaputt und so …

Im hannöverschen Kanzlerviertel des Frühpensionärs Gerhard Schröder fand jetzt trotz immer noch umfassender Polizeibewachung ein echter Banküberfall statt, der seinen Protagonisten zwar nur dreitausend Euro einbrachte, den gediegenen Bewohnern dieser Gegend aber deutlich machte, dass in Zeiten von Hartz IV die Einschläge dichter und näher kommen. Va banque!

Eine richtig eklige Nazisse ist die unwürdige Greisin F. aus dem Städtchen Rodenberg bei Hannover. Die 85-jährige aus dem Stamm der Besserverdienenden, die schon wegen rassistischer und ausländerfeindlicher Tiraden vor Gericht stand und ihre Briefe „mit deutschem Gruß“ unterschreibt, wurde dabei vom Heisenhof-Zuchtwart und Anwalt Jürgen Rieger verteidigt und so vermachte sie diesem Tröster arischer Witwen jetzt Haus und Hof im Zuge einer Schenkung. Dabei sollte die Immobilie „eigentlich an den Tierschutz gehen“. Und Hitlers Schäferhund hieß Blondie

Die Hamburger Agentur „Teddy-Tours“ bietet ab sofort Stadtrundfahrten für Stoffkuscheltiere an: Während Herrchen oder Frauchen irgendwelchen Geschäften nachgeht, machen Schlappi, Hasi oder Schnatterinchen Sightseeing – und damit das Ganze für schlappe 129 Euro in der Premiumversion mit Hafenbarkasse auch als gemeinsames Erlebnis durchgehen kann, werden die Stationen auf Foto-CD festgehalten. Wer da vorschnell Dekadenz murmelt und nörgelt, man solle das Geld doch lieber an die Armen und die streunenden Katzen geben, der weiß nicht um die existenzielle Einsamkeit jener, die auf dieser Welt nur mit ihrem Teddy in Beziehung sind.

Liebe Bremer, hackt doch nicht alle auf dem landesüblichen Verfassungsschutzleiter Walter Wilhelm herum, nur weil der seine geballten Vorurteile im Fall von Murat Kurnaz in gemeingefährlichen Notizen dokumentiert hat. Jeder in dieser Stadt konnte doch wissen, dass hier ein armes Würstchen aus was für politischen Interessen auch immer zum Chef gemacht worden war, der selbst als Ladendetektiv bei Woolworth grausam gescheitert wäre: Wilhelm machte und lieferte halt, was man von ihm wollte – und jetzt ab in den wohlverdienten Ruhestand!

Nachträgliche und allerbeste Grüße und Glückwünsche zum Frauentag entbietet mit virtuellen Rosen und Sektflaschen an dieser Stelle allen Frauen und auch denen, die sich befugtermaßen als solche fühlen ULRICH „Rosa“ REINEKING