„Folgen auch lokal mindern“

KONFERENZ Was unter Bürgerbeteiligung gegen die soziale Spaltung der Stadt getan werden kann

■ 58, ist Abteilungsleiter des Sozialressorts bei der Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales.

taz: Herr Bronke, Sie sprechen heute über Gegenstrategien zur sozialen Spaltung der Stadt. Wo hat Bremen aus Ihrer Sicht das größte Problem?

Karl Bronke: Das fängt bei Arbeitslosigkeit an, zeigt sich aber beispielsweise auch in der Lebenserwartung. Die schwankt für Männern in den Stadtteilen zwischen 72 und 79 Jahren. Die Spaltung zeigt sich in vielen Bereichen, auch bei der Bildung.

Was macht Bremen dagegen?

Es war möglich, das Bundesprogramm „Soziale Stadt“ durch „Wohnen in Nachbarschaften“ (WIN) zu ergänzen. Dies besteht seit 1999 in elf Quartieren. In mehr als 2000 Einzelprojekte flossen bislang 15 Millionen Euro.

Die Armut nimmt zu. Was helfen da lokale Stadtteilprojekte?

Den Ursachen sozialer Spaltung muss auf Bundesebene begegnet werden. Aber die Folgen kann man auch lokal mindern. Durch Qualifizierungsmaßnahmen oder zusätzliche LehrerInnen und ErzieherInnen etwa. Auch das Quartiermanagement sollte weiter gestärkt werden. Alles unter Bürgerbeteiligung.

Also nicht nur gut gemeinte Ratschläge von oben?

Über die Gelder bestimmen Quartiersforen, das ist einmalig. Immerhin geht es um bis zu 150.000 Euro pro WIN-Gebiet im Jahr. Die BewohnerInnen wissen, was gebraucht wird. Ob nun ein zusätzlicher Deutschkurs oder ein abendliches Boxtraining.

Trägt nicht auch die Aufwertung bereits wohlhabender Stadtteile zur Spaltung bei?

Ja, Auseinanderentwicklung findet immer in zwei Richtungen statt. Nun kann man nicht anfangen Oberneuland abzuwerten. Aber man könnte beispielsweise preiswerten öffentlichen Wohnraum in teuren Vierteln fördern.

Gibt es dafür überhaupt genug Geld?

Der Bund hat Projekte gekürzt. Das ist verheerend und daran sollte sich das Land Bremen nicht beteiligen. Allerdings ist eine gerechte Verteilung auch nicht davon abhängig, wie viel öffentliche Mittel es gibt. Interview: JPB

Ab 10 Uhr, Arbeitnehmerkammer