: Ein Punkt für die Meisterschaft
Die Minikrise scheint beendet. Nach zwei Niederlagen in Folge freut sich der FC Schalke über ein Unentschieden bei Hannover 96. Vor den Spielen gegen Stuttgart und Bayern kehrt das Glück zurück
AUS HANNOVER MARCUS BARK
Marcelo Bordon ist Kapitän und Kopf des FC Schalke 04. Was der Brasilianer sagt, gilt. Bordons Leitwort des vergangenen Samstags war so formuliert, dass es selbst denen keinen Widerspruch erlaubte, die gar nicht vom FC Schalke 04 bezahlt werden. Nach dem 1:1 bei Hannover 96 sagte der Kapitän: „Ein Punkt ist besser als gar nichts.“ Dieser Satz machte es schwer, eine Diskussion in Schwung zu bringen. Immerhin ließ sich Bordon in Ansätzen darauf ein. Sein Fazit war dann wieder als Leitwort zu verstehen: „Wenn wir Meister werden wollen, müssen wir besser spielen.“
Die Schalker haben in den vergangenen vier Spielen nur zwei Punkte gewonnen und dabei eine bedenkliche Entwicklung genommen. Die Zahl der klaren Torchancen nahm immer mehr ab. In Hannover war sie gleich der Anzahl der Tore. Nach dem Treffer von Halil Altintop in der zweiten Minute wurde es ruhig vor dem Tor von Robert Enke, der den Hannoveraner Leitsatz formulierte: „Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein, immerhin haben wir gegen den Tabellenführer gespielt.“
Über die Art und Weise, wie der FC Schalke bei einer der schlechtesten Heimmannschaften seinen Spitzenplatz in der Fußball-Bundesliga verteidigte, schwiegen die Hannoveraner. Dabei hätten ihnen niemand verübeln können, wenn sie die Schalker einer destruktiven Spielweise angeklagt hätten. Trainer Mirko Slomka, der wohl in den kommenden Tagen einen neuen Vertrag unterschreiben wird, hatte seine Feldspieler zwar in einem 4-3-3-System angeordnet. Aber die drei Mittelfeldspieler trugen eine virtuelle Sechs auf dem Rücken. Zlatan Bajramovic, Fabian Ernst und Levan Kobiashivili waren nur damit beschäftigt, den Hannoveranern den Weg zum Schalker Tor zu versperren. Um den eigenen, darbenden Angriff in Schwung zu bringen, fehlte ihnen Inspiration, Mut und am Ende sogar die Kraft. Kevin Kuranyi hatte es schon geahnt. Mit Peter Lövenkrands und Gustavo Varela an den Seiten komme er gewiss auf mehr Chancen, sagte der Mittelstürmer in einem Interview mit der Westfälischen Rundschau. Die beiden schnellen Außenstürmer können vielleicht schon am kommenden Wochenende wieder spielen, wenn gegen den VfB Stuttgart die erste von zwei „großen Aufgaben“ auf die Schalker warte, wie Manager Andreas Müller sagte. Nach der Länderspielpause geht es dann bei Bayern München weiter.
Wahrlich große Aufgaben für eine Mannschaft, die am Samstag froh war, dass den Hannoveranern nach dem frühen Ausgleich durch Michael Tarnat (4.) in der Schlussminute nicht noch ein weiterer Treffer gelang. „Dieses Glück haben wir uns erarbeitet, auch unter der Woche im Training“, blickte Slomka auf die letzte Spielminute, in der sich Manuel Neuer zweimal auszeichnete. Der Torwart machte damit einige Fehler wett, die ihm unterlaufen waren.
Es gab strittige Ansichten darüber, ob auch die Szene vor dem Ausgleich dazu gehörte. Neuer ließ den Ball nach einem Eckstoß, bedrängt von Tarnat, fallen. „Klares Foul“, sagte Slomka. „Kein Foul“, plädierte Hannovers Trainer Dieter Hecking und wurde von den meisten Beobachtern bestätigt. Es war nur ein kleines Scharmützel unter Freunden. Slomka und Hecking pflegen seit knapp zehn Jahren ein enges Verhältnis. Damals trainierten sie zusammen eine Jugendmannschaft der Hannoveraner. Die Kuschelstimmung hatte auf alle abgefärbt. Nur Tarnat provozierte ein wenig mit seinem Leitsatz: „Bayern wird Meister.“