…WAS MACHT EIGENTLICH ... Wolf Biermann? : Teil einer Provinzposse sein
Lange hat er geschwiegen, obwohl es um seine Person ging. Doch jetzt schlägt er zu – in gewohnter Manier: Eine „Provinzposse“ und „todernste Tragödie“ sei die Auseinandersetzung um seine Ehrenbürgerwürde gewesen, verkündete Wolf Biermann am Freitagabend auf einer Lesung in Potsdam.
Wochenlang hatten der rot-rote Senat und die Opposition darüber gestritten, ob der Liedermacher, Lyriker und DDR-Dissident diese Ehrung verdient habe. Der sonst streitlustige Biermann sagte dazu – nichts. Nun fielen die erwarteten bissigen Worte, die einen Adressaten haben, nämlich die SPD-Fraktion, die erst „nein“ und dann doch „ja“ zur Biermann-Würde sagte. CDU, FDP und die Grünen hatten sich hingegen dafür ausgesprochen. Der 70-jährige Liedermacher dankte es ihnen nun: „Eigentlich sollte nicht ich die Ehre erhalten, sondern die Menschen, die mich unterstützt haben.“
Biermann hatte lange Jahre in Ostberlin in der Chausseestraße gelebt, bis er vor 30 Jahren aus der DDR rausgeschmissen wurde. Jetzt holt Berlin Biermann, der in Hamburg lebt, zumindest symbolisch als Ehrenbürger heim, jenen Quergeist, der das SED-Unrecht und die Teilung Berlins bekämpfte und die Stadt, wie kaum ein Zweiter, besang. Einmal dichtete er: „Bye, bye, Berlin, dir blüh ich wieder / das soll ’ne sanfte Drohung sein … Det Komische is: Nu bin ick alt / Jetzt kommt dis Berlin mir wieder.“
Verleihen wird die Würde am 26. März Klaus Wowereit. Der sozialdemokratische Regierende Bürgermeister hatte sich zur Ehrung kritisch geäußert. Eine späte Genugtuung für Biermann: „Dass der Wowereit mir die Ehrenbürgerwürde verleiht – das gönne ich ihm.“ CH FOTO: AP