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: Medienbärchens Frühlingserwachen

Die deutsche Medienpolitik ist ein munterer Haufen von mehr oder minder niedlichen Bärchen, die anders als ihre realen Artgenossen noch keine Probleme mit dem Winterschlaf haben

Zwar genießt angeblich die Reform der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erste Priorität. Doch kaum hatte die EU ihr generelles Rütteln an der Rundfunkgebühr im Dezember vorübergehend eingestellt, ertönte prompt lautes Schnarchen allenthalben.

Aber halt, kaum kroküsst draußen der Krokus die Haselmaus, regt sich auch bei den Bärchen wieder der Lebenssaft – allerdings nicht segnend-kultursichernd, sondern, ja, sprechen wir es ruhig offen aus: selbstbefriedigend. Denn nach dem den Politbärchen alles andere als fremden Schweinezyklus der Anstalten stehen wichtige Machtpositionen zur Disposition: In den Gremien von ARD und ZDF, durch die die Politik die Anstalten selbstverwaltet, schlagen Veränderungen der politischen Landschaft immer erst verspätet durch.

So gibt es im ZDF-Fernsehrat, in dem alle Bundesländer mitkungeln, demnächst dank diverser Wahlausgänge eine klare schwarze Mehrheit. Auch im noch wichtigeren, weil ministerpräsidial besetzten ZDF-Verwaltungsrat stehen Veränderungen an. Doch die Union liegt mit sich selbst im Clinch: Wird Bayern-Stoiber das Gremium verlassen, um Platz zu machen für Saarland-Müller? Denn Hessen-Koch will bleiben. Und Niedersachsen-Wulff? Der will nicht nur zum ZDF, sondern beackert noch eine ganz andere Baustelle: den NDR.

Bei der ebenfalls unter mehr und mehr Schwarzlicht fallenden Nordanstalt (Hamburg, Niedersachsen, Schle-Ho, MeckPomm) geht Anfang 2009 Intendant Jobst Plog. Laut Spiegel soll jetzt offenbar ein harmloser Roter, der Kieler Funkhausdirektor Friedrich-Wilhelm Kramer, auf den passenderweise freien Posten des Stellvertreters gehievt werden. Damit es nach der politischen Proporzlehre „einer Schwarz, einer Rot“ bei der Farbfrage für ganz oben später keine Missverständnisse gibt.

Von dem Medienpolitik-Bärchen, das vor ein paar Jahren vollmundig den kompletten Rückzug der Politiker aus den Rundfunk-Gremien forderte, fehlt übrigens weiter jede Spur. Es hieß wahrscheinlich Bruno. STG