: Polizeigewalt in Simbabwe
Oppositionschef Tsvangirai nach Festnahme in der Hauptstadt bewusstlos geschlagen
JOHANNESBURG taz ■ Simbabwes Oppositionsführer Morgan Tsvangirai ist nach seiner Festnahme bei Protestveranstaltungen am Sonntag in der Hauptstadt Harare von der Polizei schwer misshandelt worden. Laut Berichten der „Crisis in Zimbabwe Coalition“ wurde Tsvangirai bewusstlos geschlagen. Sein Anwalt Innocent Chagonda durfte den Präsidenten der Oppositionspartei „Bewegung für demokratischen Wandel (MDC)“ erst gestern kurz im Gefängnis sehen und erklärte, sein Kopf sei verbunden und geschwollen gewesen. Er war im Krankenhaus behandelt worden. Roy Bennett, MDC-Politiker in südafrikanischem Exil, bestätigte, Tsvangirai sei mehrere Male in Ohnmacht gefallen. Es ist gegen ihn bisher keine Anklage erhoben worden.
Tsvangirai wurde festgenommen, als MDC-Angehörige am Sonntag entgegen dem geltenden Demonstrationsverbot eine Protestveranstaltung im Township Highfield in Harare zu organisieren versuchten. Die als Gebetsversammlung geplante Aktion wurde von bewaffneter Polizei mit Tränengas und Schlagstöcken auseinandergetrieben. Die Polizei gab als Grund dafür an, sie sei angegriffen worden. Bei den darauf folgenden Straßenschlachten wurde ein MDC-Anhänger erschossen.
Zusammen mit Morgan Tsvangirai wurden weitere führende MDC-Politiker auf dem Weg zur Veranstaltung aus ihren Autos gezerrt und verhaftet, darunter Lovemore Madhuku, Vorsitzender der oppositionellen „National Constitutional Assembly“ sowie Arthur Mutambara, Anführer der abgespaltenen kleineren Fraktion der MDC. Die „Crisis in Zimbabwe Coalition“ erklärte gestern, der Verbleib von Mutambara sowie von MDC-Anwalt Tendai Biti sei noch unklar. Drei weitere Oppositionelle seien im Goromonzi-Folterzentrum misshandelt worden. Insgesamt wurden rund 100 MDC-Anhänger verhaftet.
Noch am Freitagabend hatte Tsvangirai auf der Jahresversammlung des Auslandskorrespondentenverbandes im südafrikanischen Johannesburg Kritik an den Ländern der Regionalgemeinschaft des südlichen Afrikas SADC geäußert, weil diese nicht genügend Kritik an den Zuständen in Simbabwe übten. „Anstatt Teil der Lösung zu sein, sind sie Teil des Problems“, sagte Tsvangirai. Er sprach insbesondere die Zurückhaltung Südafrikas an. Die Südafrikaner „unterstützen Mugabe stillschweigend“, sagte Tsvangirai.
Der Oppositionsführer erklärte, es gebe mittlerweile Gespräche zwischen allen Parteien in Simbabwe über einen politischen Neuanfang im Land. Der Unmut über Mugabe verfestige sich auch innerhalb seiner eigenen Partei Zanu-Pf.
MARTINA SCHWIKOWSKI