Fliegender Wechsel im Fraktionsvorsitz

LINKE WANDSBEK Vasco Schultz wird nach nur vier Wochen abgewählt. Die Gründe sind unplausibel

In Wandsbek hat die Linke drei von 57 Sitzen in der Bezirksversammlung erkämpft.

■ Fraktion: Vasco Schultz (über Bezirksliste), Gernot Schultz, Anke Ehlers (beide über Wahlkreisliste).

■ Der Bezirksvorstand, also die lokale Gliederung der Partei, ist mit sechs Mitgliedern größer als die Fraktion.

■ Die anderen: SPD 27 Sitze in der Bezirksversammlung, CDU 16, GAL 7, FDP 4.

Die Linke in Wandsbek hat am Dienstagabend ihren Fraktionschef Vasco Schultz abgewählt. Nach bloß vierwöchiger Amtszeit übernahm der Bezirksabgeordnete Gernot Schultz den Vorsitz. Eine inhaltliche Begründung dafür gab es nicht. „Vasco Schultz wollte sich stärker auf sein Studium konzentrieren“, behauptet sein Namensvetter.

Vasco Schultz streitet das ab: „Das ist definitiv falsch, sonst hätte ich ja gar nicht kandidiert.“ Er sei kurz davor, seine Diplomarbeit abzugeben. Der Bezirksvorstand hatte am Montag mit vier zu zwei Stimmen für Vasco Schultz votiert. Die Fraktion habe sich nicht darum gekümmert, wundert sich Inge Asimiadis vom Bezirksvorstand. Ein stichhaltiger Grund für die Neuwahl sei nicht genannt worden.

Die neue Fraktionsführung ist bisher nicht aufgefallen. Die stellvertretende Fraktionschefin Anke Ehlers ist neu in der Bezirksversammlung. Der neue Chef, Gernot Schultz, hat in der vergangenen Wahlperiode keine einzige Rede gehalten. Olaf Duge, der für die GAL in der Bezirksversammlung sitzt, zeigt sich überrascht über die Neuwahl. „Ich weiß nicht, wie die auf diesen Trichter kommen“, sagt er.

Ein möglicher Hintergrund des Machtkampfs ist nach Auskunft von Asimiadis ein Streit um eine Vertragsverlängerung für den Fraktionsgeschäftsführer Ralf Brodesser. Dieser wollte eine Gehaltserhöhung, die Vasco Schultz ihm nicht zugestehen mochte. Ein Kompromiss sah ein Moratorium vor, um abzuwarten, wie sich die Gehaltsdiskussion im Landesverband entwickeln würde. knö