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Archiv-Artikel

Die CDU lädt lauter Sieger ein

Der umstrittene Deutsche-Bank-Chef ist der Stargast beim „Zukunftskongress“ der NRW-CDU. Josef Ackermanns Bank tritt gar als „Partner“ des Events auf – wie zahlreiche andere Firmen

VON HOLGER PAULER UND MARTIN TEIGELER

Die Regierungspartei von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers will die Arbeiterpartei in NRW sein – bei ihrem „Zukunftskongress“ setzt die Landes-CDU allerdings auf die Hilfe der Wirtschaft. Zahlreiche Firmen gehören zu den „Partnern“ der Veranstaltung an diesem Freitag in Düsseldorf. Der Kongress werde von einer Agentur organisiert, um die Partei „personell und organisatorisch“ zu entlasten, sagt ein NRW-CDU-Sprecher. Es sei erfreulich, „wenn sich die Veranstaltung durch Sponsoring trägt“.

Ob und wieviel Geld Unternehmen wie T-Mobile, KPMG oder UPS für ihre Partnerschaft zahlen, will Birgit Illek von der veranstaltenden Agentur Bivent in Bonn nicht sagen: „Darüber wurde Stillschweigen vereinbart.“ Der Kongress werde „kostendeckend“ organisiert. Auf der Internetseite für den CDU-Termin wird um Geldgeber geworben. „Werden Sie Partner des Zukunftskongresses!“, heißt es da. „Verschiedene Partnerpakete sowie Sachsponsoring bieten individuelle Möglichkeiten, Ihr Unternehmen bei der Veranstaltung zu präsentieren.“ Auf Anfrage würden „gerne“ die „Sponsoringunterlagen“ zugesandt.

Die Deutsche Bank ist gleich doppelt beim CDU-Unternehmertreff vertreten. Die Großbank zählt laut Kongress-Webseite zu den offiziellen „Partnern“ – und der Chef des Kreditinstituts zu den wichtigsten Rednern am Rhein. Vorstandschef Josef Ackermann referiert in der Düsseldorfer Messe zum Thema „Vorfahrt für Innovation – Gedanken zur Zukunft des Standortes Deutschland“. Der Schweizer gilt als Symbolfigur für alles, was schief und unsozial läuft in der Wirtschaft – auch wegen seiner Rolle im Mannesmann-Prozess. Das Verfahren war Ende November nach einer Absprache zwischen Gericht, Anklage und Verteidigung zu Ende gegangen. Ackermann und die fünf anderen Beschuldigten wurden zur Zahlung von insgesamt 5,8 Millionen verpflichtet.

Die Opposition hatte bereits unmittelbar nach Bekanntgabe des Kongressprogramms Ende Januar die Einladung Ackermanns „als Mangel an politischer Sensibilität“, bezeichnet. Die CDU lade den „umstrittensten Manager der Republik“ ein, kritisierte damals der Generalsekretär der NRW-SPD, Michael Groschek. Ackermann sei „einer rechtskräftigen Verurteilung nur wegen einer höchst umstrittenen Freikaufaktion in Millionenhöhe entgangen“. Groscheks christdemokratischer Amtskollege Hendrik Wüst verteidigte den Auftritt des umstrittenen Gastes. Er wolle durch die provokante Besetzung mit einem „Vertreter des Großkapitals“ lediglich den Horizont erweitern, begründete er die Entscheidung. Einen Widerspruch zum Bestreben des CDU-Landesvorsitzenden, Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, das Sozialprofil der Partei zu stärken, sehe er nicht.

In der Partei gibt es nicht nur Fans der großen Ackermann-Show: Daniel Güttler, Landesgeschäftsführer der CDU-Sozialausschüsse, wollte sich weder zur Person Ackermanns noch zum Zukunftskongress äußern. „Das ist eine Veranstaltung der CDU und nicht der CDA“, war sein knapper Kommentar. Der Vorsitzende der Ruhrgebiets-CDU, Bundestagspräsident Norbert Lammert, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen – der zweite Mann im Staat hält beim Kongress die Eröffnungsrede.

Auch andere Promis beehren die Kontaktbörse. „Das ist immer eine lockere Atmosphäre, besser als Landesparteitage“, so der Sprecher eines NRW-Unternehmens. Reiner Calmund wird ebenso erwartet wie Ex-CDA-Chef Hejo Arentz. Arminia-Bielefeld-Geschäftsführer Roland Kentsch ist eingeladen genauso wie der französische Generalkonsul Gilles Thibault. Auf der Teilnehmerliste steht auch ein „Esser, Klaus“. Falls es sich dabei um den Ex-Mannesmann-Chef handelt, hat Ackermann schon einen Gesprächspartner fürs kalte Büffet.