Zweite Front im Kampf um den Osten?

UKRAINE Militär: 50 gepanzerte russische Fahrzeuge im Südosten über die Grenze in die Ukraine eingedrungen. Gefechte in Grenznähe. Russland kündigt einen zweiten Hilfskonvoi an

MOSKAU/KIEW rtr | Vor dem russisch-ukrainischen Gipfeltreffen am Dienstag in Minsk zeichnet sich keine Entspannung der Krise ab. Die Regierung in Kiew erklärte, als Separatisten getarnte russische Kämpfer versuchten, eine neue Front aufzumachen. Nach Angaben regierungsnaher ukrainischer Milizen drangen Dutzende Panzerwagen über die russische Grenze in die Ukraine ein. Die Kolonne bestehe aus rund 50 Fahrzeugen, sagte ein Kommandeur. Sie hätten die Grenze nahe der Stadt Nowoasowsk überquert, die meisten seien auf dem Weg in den Ort Mariupol. Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte kam es nahe Nowoasowsk zu Gefechten mit Regierungstruppen. Grenzschützer hätten die Kolonne kurz vor der Stadt aufgehalten.

Unterdessen waren die diplomatischen Signale aus Moskau widersprüchlich. Außenminister Sergei Lawrow sagte, Russland wolle jede Form der Diplomatie nutzen, um den Konflikt zu beenden. Bis eine Einigung erzielt worden sei, sei seiner Regierung jedes Format für Gespräche recht. Ziel Russlands sei, dass die verfeindeten Gruppen in der Ukraine untereinander eine Lösung fänden. Er hoffe, dass bei dem Gipfel Einigkeit über weitere Hilfen für die Bevölkerung in der Region erzielt werde.

Zugleich kündigte Russland aber einen weiteren Hilfskonvoi an. Zur Begründung sagte Lawrow: „Die humanitäre Lage verbessert sich nicht, sondern wird schlimmer.“ In der vergangenen Woche war ein Konvoi aus rund 220 Lastwagen ohne Zustimmung der Regierung in Kiew über die Grenze gefahren. Die Ukraine sprach von einer Invasion. Auch in der EU, in den USA und bei den Vereinten Nationen war der Konvoi auf Kritik gestoßen. Lawrow sagte, die ukrainische Regierung sei über den zweiten Konvoi informiert, eine Vereinbarung solle in den nächsten Tagen getroffen werden.

Ein Sprecher der Bundesregierung sagte in Berlin: „Wir gehen davon aus, dass ein solcher Konvoi mit dem Internationalen Roten Kreuz und der ukrainischen Regierung abgestimmt wird.“ Den ersten Konvoi hatte das Rote Kreuz nicht bis zum Ende begleiten wollen.