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Archiv-Artikel

Noch ne WM in Köln

Trotz allgemeiner Hysterie um „Killerspiele“ bekommt Köln den Zuschlag für die Computerspiel-WM 2008. OB Schramma und Minister Laschet: World Cyber Games stärken „Medienstandort“ Köln

VON MARTIN TEIGELER

Köln wird zur Hauptstadt der Zocker und Gamer. Während die deutsche Öffentlichkeit über ein Verbot von vermeintlichen „Killerspielen“ debattiert, hat die Domstadt den Zuschlag für die World Cyber Games (WCG) 2008 bekommen. Zu dieser Weltmeisterschaft der Computerspieler werden in den Kölner Messehallen über 1.000 Profispieler aus 100 Ländern und mehr als 20.000 Besucher erwartet. Computerspielwettbewerbe seien vor allem in Asien schon seit mehreren Jahren eine „staatlich anerkannte Sportart“, sagt Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU).

„Dass die World Cyber Games nach Köln kommen, stärkt den Medienstandort Köln“, sagt NRW-Familienminister Armin Laschet (CDU). Auf die Einhaltung des Jugendschutzes werde 2008 geachtet. „Die Spieler der World Cyber Games verstehen sich als Sportler. Im Mittelpunkt stehen Unterhaltung, Teamgeist und Sport“, so Laschet. Die Diskussion um Computerspiele bleibe aber nicht Außen vor, sondern werde im Rahmenprogramm aufgegriffen. „Wir sollten in der Messe auch die Chance sehen, dass hier für Eltern und Jugendliche die Möglichkeit zur Aufklärung und Information besteht“, sagte der Minister zur taz. Dies sei wichtig für einen verantwortungsvollen Umgang mit Computerspielen. Bei den seit 2001 ausgetragenen World Cyber Games wurden in den letzten Jahren auch bei umstrittenen Spielen wie „Counter-Strike“ oder „Unreal Tournament“ die Champions ermittelt.

In der aktuellen Debatte um ein Verbot von „Killerspielen“ zählt NRW-Minister Laschet anders als Bayerns CSU-Ministerpräsident Edmund Stoiber nicht zu den Hardlinern. Eine Bundesrats-Initiative Bayerns hatte Laschet deshalb im Februar kritisiert: Die Mehrheit der Wissenschaftler sei der Auffassung, dass solche Spiele Gewalttaten nicht bewirkten, sondern nur verstärkend auf bereits vorhandene Neigungen wirkten. Das Strafrecht müsse nicht ergänzt, sondern besser angewandt werden.

In der NRW-CDU ist die abwägende Haltung Laschets allerdings nicht unumstritten. Am 5. Mai soll der CDU-Landesparteitag etwa ein Konzept mit dem Titel „Jugend schützen. Härter durchgreifen. Gewalt bekämpfen“ beraten. Darin wird auch pauschal gegen „Killerspiele“ gewettert – ein Begriff, den Minister Laschet nicht benutzt.

Ein Ereignis wie die WCG 2008 schaffe Arbeitsplätze und sei schon deshalb zu begrüßen, sagt der Beauftragte für Neue Medien der CDU-Landtagsfraktion, Thomas Jarzombek. Die „Hysterie“ um „Killerspiele“ dürfe dies nicht überdecken, so der Abgeordnete. Jarzombek hält ein Verbot von solchen Computerspielen für ein „untaugliches Mittel“, um Gewaltspiele aus den Kinderzimmern zu verbannen: „Ohnehin sind die betroffenen Titel bei uns erst ab 18 Jahren freigegeben.“ Sie würden unter Jugendlichen zumeist raubkopiert. Ein Verbot würde daran nichts ändern, so Jarzombek. Auch NRW-FDP-Generalsekretär Christian Lindner ist gegen Gesetzesverschärfungen: Bei einem „populären Freizeitereignis“ wie den WCG sei es wichtig, dass der Jugendschutz eingehalten werde.

Kölns OB Schramma hatte bereits im Januar vor platten Verboten gewarnt. Bei einem Symposion mit dem Thema „Games im Spannungsfeld von Wirtschaftsfaktor und Jugendschutz“ kritisierte der Rathauschef die „nicht immer sachliche“ öffentliche Debatte über „Killerspiele“. Neben den Risiken müssten auch die „Nutzen und Chancen“ der Beschäftigung mit Spielen diskutiert werden.

Im deutschen Internet-Forum der World Cyber Games werden dennoch Sorgen vor Verboten artikuliert. Ein User schreibt mit Blick auf 2008: „Dann wollen wir mal hoffen, dass unsere Politcreeps das ‚Killerspiel‘-Verbot nicht durch kriegen. Sonst is Asche mit WCG in Deutschland.“