: Wie viel ist mir taz.de wert?
Seit längerer Zeit experimentiert taz.de mit dem freiwilligen Bezahlen. „Was ist Ihnen die Internetausgabe der taz wert?“, fragten wir schon 2005. Die Idee ist simpel: taz.de publiziert ohne jede Barriere, macht alle Online-Inhalte frei verfügbar. Und appelliert gleichzeitig an die Leserinnen und Leser: Wenn ihnen ein Artikel gefällt, dann mögen sie uns etwas dafür geben.
Lange litt diese Idee unter den beschränkten technischen Möglichkeiten. Das hat sich inzwischen geändert. Deshalb starten wir am Wochenende unsere Kampagne „taz zahl ich“, um dieses Prinzip auf taz.de als zweite Säule der Online-Finanzierung fest zu etablieren.
Seit vier Jahren gibt es nun taz.de als eigenständiges Web-Angebot der taz. Wir konnten die Zahl der Besuche auf taz.de mehr als verdreifachen und erreichen inzwischen jeden Monat 1,2 Millionen Unique Users beziehungsweise Menschen – deutlich mehr als mit der Zeitung.
Auch auf der Einnahmenseite verzeichnen wir Zuwächse: Im Jahr 2010 konnten wir mit Anzeigen auf taz.de bereits eine Viertelmillion Euro einnehmen. Die Mehrkosten der taz für ihr Online-Angebot sind jedoch mehr als doppelt so hoch. Und es wäre auch nicht klug, sich anteilig zu stark von Anzeigen abhängig zu machen, selbst wenn das ginge.
Viel ist derzeit die Rede von der „Gratiskultur im Internet“, die die Verlage gerne beenden wollen. Auf immer mehr Websites kriegt man nur noch die Zusammenfassung eines Artikels gratis. Das will die taz auf jeden Fall vermeiden. Wir wollen so viele wie möglich erreichen. Deshalb haben wir das neue Modell „taz zahl ich“ entwickelt: Unser Online-Angebot bleibt komplett frei verfügbar. Doch wir fordern unsere Leser auf, uns dafür zu unterstützen. Entscheidend ist, dass es auf völlig freiwilliger Basis beruht: Jeder gibt, was er will, so viel er will und so oft er will.
Dafür bieten wir eine Vielfalt von Bezahlwegen an: Von der Überweisung über Kreditkarte, Lastschrift, PayPal bis zur Handyzahlung und Flattr. Die Leserinnen und Leser können sich entscheiden, ob sie für einen speziellen Artikel Geld geben wollen oder für taz.de als Ganzes.
An die Stelle der „Gratiskultur“ setzen wir eine „Kultur der Fairness“. Nämlich nach dem Lesen für ein gutes Angebot auch so viel zu geben, dass es weiter bestehen kann. Um guten unabhängigen Journalismus auch online zu sichern. MATTHIAS URBACH (Leiter taz.de)