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Archiv-Artikel

Geiz mit fatalen Folgen

Die Umwelt zahlt teuer für Billigflieger. Und die Politik hat den günstigsten Zeitpunkt für die Kerosinbesteuerung verpasst. Eine Diskussion über die Zukunft der Fernreise in Zeiten des allgemein geschärften Klimabewusstseins

Auf der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse Berlin, ITB, war das Wort Klimawandel in aller Munde. Und selbst bei kleineren Veranstaltungen rund um ökologische Themen war die Resonanz der Zuschauer groß. Als aufschlussreichste Diskussion erwies sich der von den Marketingfirmen Lotus Networks und BZ.COMM! organisierte Sofatalk „Nachhaltiger Tourismus braucht Masse“. Gemeinsam beleuchteten Öko- und Tourismusexperten den Zusammenhang von Nachhaltigkeit, Klimawandel und Tourismus.

Die Schuldigen der Tourismusbranche waren schnell gefunden: die Billigflieger. Rolf Pfeifer, Vertreter des forum anders reisen und aktivstes Mitglied der Diskussion, beklagte, dass Low-fare-Airlines in den letzten Jahre den Markt für sich ausgenutzt hätten. Verbraucher würden nun denken, reisen müsse nichts mehr kosten. „Durch diese ‚Geiz ist geil‘-Mentalität sind Nachhaltigkeitsfaktoren eindeutig in den Hintergrund gerutscht“. so Pfeifer.

Auch für Dr. Dietrich Brockhagen von der Umweltorganisation atmosfair sind die Billigangebote ein Problem. Brockhagen stellte fest, dass viele Reisende aufgrund der verzerrten Preisverhältnisse nicht bereit seien, eine zusätzliche Kerosinsteuer zu zahlen. Klaus Lengefeld, Tourismusexperte bei der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), stimmte dem zu: Die Politik habe es verpasst, viel früher eine derartige Steuer einzuführen. Dies hätte schon vor Jahren zur Zeit des gegenseitigen Unterbietens der Billigairlines geschehen müssen. Zum Abschluss warfen die Referenten einen Blick in die Kristallkugel. Dabei fielen naturgemäß die Prophezeiungen des Umweltbeauftragten der Rewe-Touristik, Andreas Müseler, optimistischer aus als die von Pfeifer und Brockhagen. Während Müseler vorhersieht, dass die Massen auch in Zukunft per Flugzeug reisen, wies Pfeifer auch auf die steigenden Ölpreise hin. „Für den Flug nach New York, der heute 600 Euro kostet, wird man in zehn Jahren vermutlich 3.000 Euro zahlen“, prognostizierte er.

Trotz ungleicher Einschätzungen der Konsequenzen für die Branche waren sich alle einig: Das Thema Klimawandel wird keine Eintagsfliege sein.

MARCO WOLDT