Keine Lösung trotz Gottes Hilfe

ASYLPROTEST Polizei bringt Flüchtlingen etwas Wasser, Pfarrer zelebriert Solidaritäts-Abendmahl

Am vierten Tag der Dachbesetzung in Friedrichshain hat die Polizei den Flüchtlingen eine Minimalversorgung mit Wasser gestattet. Mohamed S., einer der Protestler auf dem Dach eines Hostels, sagte den Unterstützern auf der Straße am Freitagnachmittag per Telefon, sie hätten drei Flaschen Wasser bekommen. Die Polizei hatte Wasser und Strom zwei Tage zuvor abgestellt. Das Angebot der Polizei, die Flüchtlinge könnten eine Woche in dem Hostel bleiben, wenn sie herunterkämen, lehnten die Besetzer am Freitag ab.

Seit Dienstag verbarrikadieren sich neun Männer in einem Zimmer und auf dem Dach eines Hostels in der Gürtelstraße. Sie protestieren dagegen, dass 108 Oranienplatz-Flüchtlinge aufgefordert worden waren, Berlin zu verlassen, weil ihre Anträge auf Aufenthaltserlaubnis oder Umverteilung aus anderen Bundesländern nach Berlin negativ beschieden worden seien. Die Besetzer fordern eine Neuprüfung ihrer Anträge. Bisher habe gar keine echte Einzelfallprüfung stattgefunden.

Kirchen kritisieren

Dieselbe Kritik kommt von kirchlicher Seite: Die Ausländerbehörde habe nur formal geprüft und die Menschen viel zu kurzfristig auf die Straße gesetzt. „Das lehnen wir ab“, sagten am Donnerstag Caritasdirektorin Ulrike Kostka und Diakonievorstand Martin Matz. Am Freitagmorgen kamen drei Pfarrer zur Gürtelstraße, da einige Flüchtlinge auf dem Dach um christlichen Beistand gebeten hatten. Die Polizei ließ jedoch bis zum Nachmittag keinen Besuch der Geistlichen zu. Pfarrer Ringo Effenberger aus Rüdersdorf feierte daher mit den Flüchtlingen unten auf der Straße ein Abendmahl. Auch einige autonome Unterstützer nahmen daran teil.

Am Donnerstagabend bekannten sich im linken Nachrichtenportal Indymedia „autonome gruppen“ zu dem Brandanschlag auf einen Kabelschacht der S-Bahn und begründeten ihn mit dem Kampf der Flüchtlinge. Der Anschlag am Donnerstag in Treptow hatte Teile des S-Bahn-Verkehrs lahmgelegt. Zehntausende steckten im Berufsverkehr fest. Auch am Freitag funktionierten die Verbindungen nur eingeschränkt. Während die Aktion im Netz auch unter Linken umstritten ist, distanzierten sich die Autonomen in der Gürtelstraße nicht davon. Sie selbst zeige vor Ort Solidarität mit den Flüchtlingen, so Unterstützerin Ulrike, „aber wenn andere Leute andere Aktionsformen wählen, werde ich mich nicht entsolidarisieren“. SUM