BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER
: So gemütlich, dass man wiederkommen möchte

Natalie Tenbergs Gastro- und Gesellschaftskritik: Griechen im Test (1) – In der Weltlaterne in Kreuzberg ist das Gyros, wie es sein sollte

Pommes, Gyros, Cola – das war früher der harmonische Dreiklang an der Imbissbude. Früher. Inzwischen wurde der klassische Gyros schleichend und stetig von der Straßenecke ins Restaurant verbannt, in bodenständige Lokale, die dann „Mykonos“ oder „Athen“ heißen. Sie bieten meist eine fleischreiche „Best of“-Platte an, deren Anblick einen Vegetarier zu Tränen rühren könnte.

Nicht ganz in dieses Raster passt die „Kreuzberger Weltlaterne“. Dass die Weltlaterne kein Edelgrieche ist, sieht man dem Lokal schon beim Eintreten an. Die Wände sind im Stil der frühen 90er gestrichen: orange mit Wischtechnik. Rustikale Stühle, Bänke und Tische ohne Tischdecken erinnern etwas an Studentenkneipen in der Marburger Oberstadt.

Nett anzusehen? Nein, sicher nicht, in der Weltlaterne ist es dennoch oder gerade wegen dieses Anachronismus anheimelnd für allerlei verschiedene Typen. Ob Anzug oder Volkshochschul-Schick, dass die Weltlaterne vielen verschiedenen Arten der Spezies Mensch eine Heimat bietet, erkennt man auch an der Art der Stammtische, die zusammenkommen. Hier treffen sich regelmäßig ein Scrabble-Verein, ein Pazifikstammtisch, ein lesbisch-schwuler Ruderverein – und der Bezirksausschuss der FDP.

Konsens herrscht wohl auf breiter Flur darüber, dass die Qualität der Grillplatte (Souvlaki, Lammkottelet, Hacksteak, Gyros, Schweinefiletmedaillon) für den geringen Preis erstaunlich hoch ist.

Das Fleisch ist auf den Punkt gewürzt, vor allem reichlich. Das Gyros schmeckt, wie es sein sollte, das Souvlaki auch, das Fleisch ist zart, und man ist auch als weniger ambitionierter Fleischesser geneigt, den guten Beilagensalat liegen zu lassen. Platz im Magen ist nämlich endlich. Sorgen bereiten die hausgemachten Pommes. Fettig und schlapp liegen sie in der Schüssel. Hausgemacht ist zwar nett gedacht, doch im Angesicht solcher Kartoffelschnipsel ist mir die knusprige Industriefritte lieber. Die Kalamares in Tomatensoße schmeicheln dem Gaumen und liegen leichter im Magen als das ganze Fleisch, abmalen möchte man das Gericht aber nicht.

Der optische Pfiff fehlt, das macht auch der obligatorische Ouzo aufs Haus nicht wett. Trotz einiger Unzulänglichkeiten hinterlässt die Kreuzberger Weltlaterne dennoch einen charmanten, unprätentiösen Eindruck. Edel ist es nicht, ordentlich wohl und so gemütlich, dass man wiederkommen möchte.

RESTAURANT KREUZBERGER WELTLATERNE, Kohlfurter Str. 37, 10999 Berlin-Kreuzberg, Tel. (0 30) 6 14 91 51, tägl. ab 16 Uhr, U-Bahn Kottbusser Tor, gemischter Vorspeisenteller (kalt) EUR 6,50; Grillplatte EUR 12,50; Pommes EUR 2,50, Cola EUR 1,90 www.kreuzberger-weltlaterne.de Nächste Woche: Der gehobene Grieche