: Zu Knast bei Landowsky
Im Bankenprozess fällt heute das Urteil. Die Staatsanwaltschaft hat für den ehemaligen Vorstandschef der Berlin Hyp und CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky drei Jahre Haft gefordert. Was kommt auf ihn zu, wenn sich die Anklage durchsetzt?
VON PLUTONIA PLARRE
Wie sind Landowskys Aussichten? Die Staatsanwaltschaft hat für Landowsky drei Jahre Knast gefordert. Drei Jahre, das sind 1.095 Tage, 26.280 Stunden, 1.576.800 Minuten Knast. Die Verteidigung hat Freispruch beantragt. Heute fällt das Urteil.
Muss Landowsky sofort in den Knast, wenn er drei Jahre Haft bekommt? Nein. Das Urteil muss erst rechtskräftig werden. Bis der Bundesgerichtshof (BGH) über Landowskys Revision entscheidet, vergehen Monate. Erst wenn der BGH die Revision zurückgewiesen hat, sind die drei Jahre amtlich.
Wird Landowsky von der Polizei zu Hause abgeholt? Die Berliner Gefängnisse sind knüppeldicke voll. Es könnte nochmals Wochen bis Monate dauern, bis für ihn im Kittchen ein Zimmer frei wird. Die Ladung zum Strafantritt kommt mit der Post. Danach hat er noch genau 14 Tage Zeit, sich im Knast zum Strafantritt zu melden. Tut er das nicht, wird Haftbefehl gegen ihn erlassen. Dann kommt die Polizei und holt ihn.
In welches Gefängnis kommt Landowsky? Wie alle Straftäter, die sich während der Zeit ihres Prozesses auf freiem Fuß befinden, kommt Landowsky in den offenen Vollzug. Sein Hauptwohnsitz ist von nun an die Justizvollzugsanstalt Hakenfelde in Spandau. Auch Egon Krenz war dort. Mit ein bisschen Glück bekommt Landowsky dort ein Einzelzimmer.
Wie lange dauert es, bis Landowsky Freigang bekommt?
Vielleicht kann er die Anstalt schon nach 14 Tagen tagsüber als Freigänger verlassen. Als Rentner kommt Landowsky in den Genuss des so genannten „Hausfrauenfreigangs“. Das heißt, er darf auch raus, wenn er draußen keiner geregelten Arbeit nachgeht. Die Nächte muss er in Hakenfelde verbringen. Dafür geht es bei guter Führung aber an den Wochenenden in den Heimurlaub nach Zehlendorf.
Worauf muss Landowsky besonders achten?
Missbräuche jeder Art, Verstöße gegen die Anstaltsordnung haben folgenschwere Konsequenzen. Absolute Gesetzestreue wird verlangt. Waffen, Alkohol und sonstige Drogen sind im Knast absolut verboten. Das bedeutet nicht, dass Landowsky am Wochenende auf das kalte Pils in seiner Lieblingskneipe „Floh“ am S-Bahnhof Grunewald verzichten muss. Am Sonntagabend, wenn er in den Knast zurückkehrt, sollte er absolut nüchtern sein.
Was passiert, wenn sich Landowsky volltrunken zurückmeldet? Dann wird ihm die rote Karte gezeigt. Im Klartext: Er wird nach Tegel verlegt. In Deutschlands größtem geschlossenem Männerknast mit rund 1.700 Gefangenen weht ein anderer Wind als im gemütlichen Hakenfelde.
Was darf Landowsky nach Tegel mitbringen? Es empfiehlt sich, das Gepäck möglichst kleinzuhalten. Zahnbürste, Lesebrille. Wenn man drei Rollkoffer mitbringt, landet der Inhalt ohnehin nur in der Kleiderkammer. Zwei paar Schuhe und ein paar Badelatschen sind genug. Private Kleidung ist erlaubt, sollte aber so beschaffen sein, dass Farben zusammen gewaschen werden können. Weiße Hemden sind nach der dritten Wäsche grau. Wie jeder Neuzugang bekommt er eine Grundausstattung gestellt: zwei Paar Socken und Unterhosen, zwei Handtücher, zwei Geschirrtücher, zwei braune Wolldecken, blauweiß karierte Bettwäsche, eine Matratze.
Wie sieht Landowskys Zelle aus? Die Zellen in der Teilanstalt I, dem Zugangshaus von Tegel, sind 6 Quadratmeter groß. Klo, Waschbecken, Bett, Regal, Spind. Viel Platz ist nicht. Wenn Landowsky seine in zwei blaue Müllsäcke verpackte Habe und die Matratze in die neue Behausung geschleppt hat, muss er erst mal putzen. Die Zellen sind ziemlich schmutzig und versifft. Dass der „Vormieter“ saubermacht, bevor er auszieht, ist nicht Usus.
Was hat Landowsky für einen Tagesablauf? 6.20 Uhr: Lebendkontrolle. Ein Beamter reißt die Tür auf und guckt, ob der Insasse noch lebt. 7.45 bis 8.30 Uhr: Aufschluss zum Frühstückholen. 11.15 bis 11.55 Uhr: Mittagessenfassen. 14.45 Uhr: eine oder anderthalb Stunden Hofgang immer im Kreis herum. 18.00 bis 21.45 Uhr: Aufschluss und Umschluss innerhalb der einzelnen Flure. Viermal im Monat darf Landowskys Frau zu Besuch kommen. Aber mehr als Küsschen und Händchenhalten ist bei der Sprechstunde nicht erlaubt.
Wo steht Landowsky in der Anstaltshierarchie? Die so genannten Kinder- und Frauenschänder stehen in der Hierarchie ganz unten. Als Weißer-Kragen-Krimineller hat Landowsky von den Mithäftlingen keine Repressalien zu befürchten. Was das Justizpersonal betrifft, wird er von dem einen oder anderen Beamten sogar hofiert. Er wäre in Tegel nicht der erste Promiente, der Autogrammstunden abhält und mit den Beamten fürs Familienalbum posiert.
Darf Landowsky einkaufen? Ja. Ein Gefangener, der im Knast arbeitet, hat im Monat rund 150 Euro zur freien Verfügung. Wer nicht arbeitet, bekommt ein Taschengeld von 35 Euro. Hygieneartikel, Kaffee, Obst und Kosmetika – alles kann über Katalog anstaltsintern bezogen werden. Auch Klopapier. Das anstaltseigene ist so beschaffen, dass Landowsky ziemlich hart drauf sein muss, um sich das anzutun.
Wann wird Landowsky entlassen? Die Chancen, nach zwei Drittel verbüßter Haftzeit entlassen zu werden, sind in Berlin nicht sehr groß. Landowsky sollte sich gleich zu Beginn darauf einstellen, dass er seine Strafe bis zum letzten Tag absitzt. Dann ist die Enttäuschung am Ende nicht so groß.
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