: „Auf uns Afrikaner hört man nicht“
ASYL Die Flüchtlinge auf dem Dach in der Gürtelstraße bitten die Bevölkerung um Unterstützung
„Wir alle haben Hunger und Durst, und wir frieren.“ Die Stimme, mit der Mohammed diesen Lagebericht per Mobiltelefon durchgibt, klingt trotz dieser Lage überraschend klar und fest. Seit sechs Tagen harrt der 31-Jährige aus Niger auf dem Dach des Flüchtlingsheims in der Friedrichshainer Gürtelstraße aus, wo er zuvor ein Zimmer bewohnte.
Die etwa zehn Flüchtlinge auf dem Dach gehören zu den protestierenden Flüchtlingen vom Oranienplatz, die einer Einigung mit dem Senat vertraut hatten. Vor zehn Tagen aber versagte ihnen das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) ein Obdach – denn ihre Asylanträge wurden abgelehnt. Insgesamt 108 Menschen wurden aufgefordert, ihre Heime zu verlassen. Viele folgten der Aufforderung und sind nun obdachlos. Doch die Männer auf dem Dach wollen erreichen, dass ihre Asylanträge erneut geprüft werden. Das sah die Einigung mit dem Senat vom März vor. Erst im Juli hätten die Behörden sich mit den Anträgen befasst, sagt eine der UnterstützerInnen, die am Sonntag zur Pressekonferenz eingeladen hatten: „Und Ende August gab es dann schon über 100 Ablehnungen.“ Eine sorgfältige Prüfung brauche mehr Zeit, meint sie.
„Wir wollen, dass unsere Forderungen an den Innensenator und die Integrationssenatorin weitergegeben werden“, sagt Mohammed vom Dach. Das Telefonat mit ihm haben die UnterstützerInnen aufgezeichnet, es wird für die Presse vom Handy abgespielt. Die Dachbesetzer sind isoliert: Weder den UnterstützerInnen noch ihren Anwälten oder engagierten Abgeordneten ist der Besuch erlaubt. Auch Telefonkontakt ist schwierig, denn Strom zum Handy-Aufladen haben die Männer nicht. „Wir haben um Strom gebeten, auch damit wir uns Tee machen können gegen die Kälte“, sagt Mohammed. Doch die Polizei, die das Haus mit mehreren hundert Beamten abgeriegelt hat, verweigere das, ebenso wie Essenlieferungen. Von den drei Flaschen Wasser, die die Männer am Freitag bekamen, sei noch ein Rest da. In eigentlich zu Protestzwecken mitgebrachten Töpfen sammeln sie nun Regenwasser.
„Wir brauchen Unterstützung“ – Mohammed appelliert an die BerlinerInnen: „Sie sind es, die diesen Senat gewählt haben. Und Sie sind es, die ihn auffordern müssen, etwas anders zu machen. Denn auf uns Afrikaner hört man nicht.“ Die Flüchtlinge hätten ihren Protest immer friedlich geführt und jedes Risiko auf sich genommen, betont er: „Das werden wir so weitermachen – bis zum Ende.“ ALKE WIERTH