: „Man hält sich dort auf“
NICHT-DEMONSTRATION Im Klappstuhl wird nachmittags gegen die Bahnhofsplatz-Bebauung protestiert
■ 47, ist Anarchie-Theoretiker, Sprecher des Bremer Landesvorstands von Die Linke und Mitbegründer der Parteiströmung Emanzipatorische Linke.
taz: Herr Spehr, warum eigentlich Nicht-Demonstration?
Christoph Spehr: Es findet ja keine Kundgebung statt, es gibt keine Transparente und Megafone. Wir machen einfach nur eine Aktion auf dem Bahnhofsvorplatz, um zu zeigen, dass man ihn prima nutzen kann, solange er nicht zugebaut ist.
Demonstrativ…
Ja, wir stellen dabei die Frage, ist der öffentliche Raum wirklich noch öffentlich, wenn dort Investoren ein Hochhaus hinstellen? Wir finden das nicht. Deshalb haben wir auch eine e-Petition bei der Bürgerschaft gegen die Bebauung gestartet.
Und Ihren Widerspruch drücken Sie aus, indem Sie da im Klappstuhl und mit Gummi-Entchen picknicken?
Das stimmt. Wir gehen hin, um uns einfach nur da aufzuhalten.
Aber wer geht denn zum Chillen auf den Bahnhofsvorplatz?
Oh, das machen viele – angefangen bei den Skatern. Aber nicht nur die: Auf dem Bahnhofsvorplatz kommen viele Menschen zusammen, man hält sich einfach dort auf. Das ist ja genau, was öffentlichen Raum ausmacht.
Und Sie glauben, dass sich die Bebauung noch verhindern lässt, obwohl schon Entwürfe und alles vorliegen?
Ich denke, das ist noch völlig offen. Und die Chancen sind gut: Die Stadt hat jetzt ja auch beim Hulsberg-Quartier ein Beteiligungsverfahren begonnen, was mit der Fläche geschehen soll.
Aber der Entwurf…!
Mit dem Entwurf, der jetzt vorliegt, wird nur ausgelotet, wie man das Maximum an Raumschachteln auf dieser Fläche anlegen kann. Deshalb geht es jetzt darum, deutlich zu machen, dass die schon genutzt wird – und wem die Stadt gehört, nämlich ihren Bürgern.
INTERVIEW: BES
Aktion: 16 Uhr, Bahnhofsvorplatz. Petition: https://petition.bremische-buergerschaft.de