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Archiv-Artikel

Protestlinde heimlich versetzt

Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn“ beklagt „Diebstahl“ ihrer Protestlinde – und rettet Baumstümpfe vor der Fräse

Von SIM

Strafanzeige haben sie erstattet, wegen Diebstahls einer Linde: zweieinhalb Meter hoch, 250 Euro teuer, gepflanzt erst vor wenigen Tagen von der Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen“, an der Schwachhauser Heerstraße, als Zeichen des Protests gegen die geplante Verbreiterung der Asphaltpiste. 15 ausgewachsene Linden waren der unlängst zum Opfer gefallen – in einer nächtlichen Fällaktion.

Seit gestern morgen ist auch die Protestlinde weg. „Gestohlen“, sagen die AnwohnerInnen: Abends um 23 Uhr habe man sie noch gesehen, morgens um sieben war sie verschwunden – Aufenthaltsort unbekannt. „Gerettet“ habe man den Baum, heißt es dagegen bei Stadtgrün. Sein Verbringungsort? Geheim.

Der umstrittene Ausbau der Straße soll, so will es Bausenator Ronald-Mike Neumeyer (CDU), noch vor der Wahl zumindest begonnen werden. Deswegen sollten gestern auch die letzten Überreste der polizeigeschützten Fällaktion verschwinden: die Baumstümpfe. Stadtgrün rückt mit Fräsen an, die AnwohnerInnen reagieren schnell. Ein gutes Dutzend eilt herbei, nimmt auf den Wurzelstümpfen Platz. Die Polizei hat keine Hundertschaft zur Hand, Stadtgrün rückt notgedrungen wieder ab, die Stümpfe sind noch da. „Ein symbolischer Erfolg“ drückt es einer der StraßenausbaugegnerInnen aus.

Stehen blieben auch die kleinen, kaum einen Meter hohen Bäumchen, die die Bürgerinitiative vor kurzem gepflanzt hat. Lange allerdings gibt ihnen der Stadtgrün-Mitarbeiter nicht mehr: „Nächste Woche kommt hier eh der Bagger und reißt alles weg“, sagt er.

Die Bürgerinitiative kündigte gestern neue Baumpflanzungen an, auch größeren Kalibers. Vielleicht kommt sogar die verschwundene Protestlinde nochmals zum Einsatz: Stadtgrün steckte sie keine 100 Meter weiter wieder in die Erde: vor der Hollerallee 13. SIM