heute in bremen
: „Das Andere zeigen“

Die Bremer Migranten-Fernseh-Filmreihe 361° feiert Geburtstag – mit einer Bilanzsendung

taz: Frau Medra, die Filme, die über die 361°-Reihe gefördert wurden, zeigen kaum die Schattenseiten des Migrantendaseins, sondern eher ein fröhlich-buntes Multi-Kulti. Ist das gewollt?

Edina Medra, Projektkoordinatorin: Nein, wir bekommen zwar das Geld für die Filme von der Sozialsenatorin, aber nicht dafür, um etwas schön zu reden. Das kommt von den Filmemachern selbst oder auch von den Porträtierten.

Zum Beispiel?

Eine 16-Jährige, die in einem Abschiebeheim lebt, hat gesagt, sie erlebt so viel Negatives im Alltag, das solle nicht auch noch in den Film. Sie wollte dann das an Bremen zeigen, was sie gerne mag. Oder ein Lehrer in Bremen-Nord, der hat einen Film gemacht über Migranten, die etwas geschafft haben mit dem Anliegen „Ihr könnt da raus“.

Reden sich die Leute ihre Welt schön?

Vielleicht zum Teil. Es ist doch aber auch so, wenn immer die Rede davon ist, wie schlecht es einem geht, dann möchte man doch auch das Andere zeigen.

Thematisieren Sie diese Fragen in Redaktionssitzungen?

Wir haben keine Redaktion in dem Sinne, jeder und jede, die etwas machen möchte, kann das im Prinzip auch. Und ich kann da auch niemandem reinreden oder zensieren, das wäre demotivierend. Im Falle der jungen Frau habe ich das angesprochen, aber mehr kann ich nicht machen.

Was wünschen Sie sich für Filme?

Etwas kritischere Beiträge würde ich mir schon wünschen. Und Experimentelleres. eib

Bilanzsendung: Kabekanal 12, 20 Uhr