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Archiv-Artikel

„Schluss mit dem Eiertanz“

Vom 11. bis 15. Juli sollte die Breminale stattfinden, sommerlicher als je zuvor. Warum sie ausfallen muss und warum Hoffnung für 2008 besteht, erklärt Breminale-Geschäftsführer Harald Siegel

HARALD SIEGEL, 51, hat Finanzbeamter gelernt, ist von Beginn an Geschäftsführer der Breminale.

Interview: Eiken Bruhn

taz: Herr Siegel, Sie wollen die Breminale ausfallen lassen, weil 30.000 Euro fehlen. Ist das ein Warnschuss?

Harald Siegel, Veranstalter der Breminale: Nein, sie findet ganz sicher nicht statt. Wir tragen jedes Jahr erhebliche Risiken, weil wir keinerlei öffentliche Förderung bekommen und ganz auf Sponsoren angewiesen sind. Wenn uns ein Großsponsor wie jetzt abspringt, können wir nicht mehr viel tun.

Eintritt nehmen, das Programm abspecken?

Wenn wir Geld verlangen würden, hieße das nur, dass wir weniger über Gastronomie einnehmen würden. Und wenn wir ein reduziertes Programm anbieten, brechen uns die anderen Sponsoren weg. Wir haben tatsächlich überlegt, ob wir nur ein Zelt hinstellen, aber wie soll denn das gehen, bei 50.000 Leuten? Die kommen nie wieder, wenn sie so enttäuscht worden sind. Drei Zelte sind das Minimum, das vierte würden wir gerne durch ein offenes Erlebnis-Areal ersetzen, wo man tanzen kann.

Sie planen für 2008?

Ja, wir sind Breminale-Verrückte.

Aber Sie werden doch im nächsten Jahr vor demselben Problem stehen.

Also zum einen sehen wir, dass wir noch etwas verbessern können, nicht alles selbst machen müssen. Zum Beispiel wollen wir das Marketing anderen überlassen, die das besser können als wir. Zum anderen arbeiten wir an einem neuen Konzept, von dem wir uns versprechen, dass es uns eine Basis gibt, auf der wir arbeiten können.

Welches Konzept?

Details möchte ich nicht nennen. Nur soviel: Wir haben es zusammen mit dem Sportgarten entwickelt und es verknüpft Natur, Schule und Breminale oder anders Umwelt, Bildung, Kultur. Wir hoffen, dass wir auf diesem Weg neue Sponsoren auftun.

Und dem Kultursenator erlauben, sich endgültig aus der Verantwortung zu verabschieden?

Ich finde, dass die Stadt, die ja mit der Marke Breminale wirbt, ihren Teil zur Finanzierung dazu tun muss. Wenn man eine bestimmte Qualität haben will, dann braucht man einen gewissen Sockel. Das sehen andere Veranstalter wie etwa die Glocke genauso.

Klaus Sondergeld, Chef der Bremen Marketing Gesellschaft, die von 1999 bis 2005 die Breminale bezuschusst hat, sagt, sie könne nur solche Veranstaltungen fördern, die ein überregionales Publikum anziehen.

Das tut die Breminale genauso wie das Musikfest oder Jazzahead, das weiß auch Herr Sondergeld. Vielleicht auch mehr als La Strada oder das Viertelfest. Uns hat man aus der Förderung rausgeworfen, weil man uns am ehesten zutraute, 170.000 Euro alleine zu erwirtschaften. Wir werden also für unsere gute Arbeit bestraft. Im übrigen hat Herr Sondergeld ja nur versucht, mit seinen Mitteln die wegbrechende Kulturförderung zu kompensieren. Das ehrt ihn.

Sie möchten das Geld, was andere bekommen?

Nein, jede dieser Veranstaltungen hat ihre Berechtigung. Was mir in dieser Stadt fehlt, ist ein kulturpolitisches Konzept, eine dauerhafte Absicherung von Projekten und nicht dieser Eiertanz, mal gibt es Geld, mal nicht. Die Kulturpolitik hat in dieser Hinsicht komplett versagt. Alles, was nach Hochkultur klingt, nach Sekt trinken und Mozart, wird gefördert und das andere nicht. Dann soll man uns ins Gesicht sagen, was ihr macht, ist keine Kultur.

Warum rufen Sie nicht zu Spenden auf? Jeder Bremer einen Euro?

Jeder Bremer zahlt auch Steuern. Reicht das als Antwort?

Vielleicht hat sich die Breminale überholt und es ist Zeit für etwas neues?

An den Besucherzahlen kann man sehen, dass unser Profil „umsonst, draußen und international“ ankommt. Aber es ist bestimmt nicht verkehrt, ein Jahr Zeit zu haben für neue Ideen.