: Senioren meiden Faulenquartier
Die Senioren-Talk-Show sucht eine neue Bleibe – jenseits der Jugendherberge
Jens Schmidtmann nennt es „Rausschmiss“ und „unfassbar“. Entsprechend harsch sind seine Konsequenzen: Die von ihm geleitete Bremer Senioren-Talk-Show, kündigt er an, werde „nicht mehr zurückkehren“. Nicht in die Jugendherberge, wo sie die letzten Monate tagte. Und auch nicht mehr ins Faulenquartier.
In den Augen Schmidtmanns ist der Leiter der Jugendherberge, Jürgen Koopmann, schuld. Der hat, das räumt er ein, dem Senior-Talker vergangene Woche einen Korb gegeben. Zumindest jetzt im Sommer, so Koopmann, müsse Schmidtmann einen anderen Raum für seine Gesprächsrunde finden, die mal zehn, mal dreißig ZuhörerInnen anzieht. Denn im Sommer ist Hochsaison. Da habe die Jugendherberge „ein Platzproblem“.
Bezahlt hat Schmidtmann nie etwas für den Seminarraum, außer zwei Euro pro Kopf für Kaffee und Kekse. „Sponsoring“ sei das gewesen, sagt Koopmann, weil er es gut finde, „wenn jemand für die Alten was tut“. Sogar persönlich sprang der Jugendherbergsleiter schon ein – wenn Schmidtmann mal kurzfristig ein Talkgast fehlte. Seniorenfeindlich? „Ich habe nichts gegen Senioren“, betont Koopmann. Nur: „Die verzehren nichts.“
„Wir hatten eigentlich ein gutes Verhältnis“, berichtet Schmidtmann. Vom Auszug seiner Plätzchenrunde in den Sommermonaten aber sei nie die Rede gewesen. Im Gegenteil: „Ich hatte mit Koopmann vereinbart, das auszubauen.“ Der aber habe ihm letzte Woche, vor der 385. Ausgabe seiner Kultveranstaltung „einen Strich durch die Rechnung gemacht“. Böse Worte seien gefallen: Er wolle „keine Senioren mehr hier haben“, das will Schmidtmann gehört haben, „und die Senioren-Talk-Show schon gar nicht“. Und nach dieser Ankündigung habe sich der Hausleiter umgedreht und sei weggegangen. Schmidtmann verhandelt jetzt im Schnoor um eine neue Bleibe. Das Faulenquartier hat er aufgegeben. „Wie will man das beleben, wenn schon die Jugendherberge so feindlich eingestellt ist?“, fragt er. Und schwört: „Nicht einen Schritt mehr setze ich in diese Haus.“ SIM