: Der General soll nichts gesagt haben
Der Rotary-Club des ehemaligen Bundeswehr-Generals Gerd Schultze-Rhonhof schießt gegen eine Schülerzeitung. Die hatte gefragt, wie sich das soziale Engagement des Clubs mit den nationalistischen Thesen des Ex-Generals vertrage
Über 300 Gäste kehrten im Mozartsaal des Hamburger Logenhauses ein, als die „Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft“ um Brigadegeneral a. D. Reinhard Uhle-Wettler gestern zu einem Seminar über die „Ursachen des Zweiten Weltkriegs“ lud. Auf dem Speisezettel stand Eintopf, doch auch die Referenten Gerd Schultze-Rhonhof, Stefan Scheit und Walter Post dürften mobilisiert haben.
Schon im vergangenen Jahr waren die Herren mit dem Thema „Wer wollte den Zweiten Weltkrieg?“ durch die rechte Szene getourt. Eine DVD „Wollte Adolf Hitler den Krieg? Kriegsursachen 1939/41“ mit ihren Reden kann beim DVU-nahen „Deutschen Buchdienst“ bestellt werden.
Ganz wie in seinem Bestseller „1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte“ legte Schultze-Rhonhof auch in seinem gestrigen Vortrag wieder nahe, dass Polen eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg trägt. Nur per Einladung durfte man dem Ex-Bundeswehr-General und Mitglied des „Rotary Club“ aus Buxtehude zuhören.
Ein Vortrag, den Schultze-Rhonhof im Februar bei den Rotariern hinter verschlossenen Türen hielt (taz berichtete), schlägt indessen Wellen. Bereits damals hatte Clubpräsident Andreas Vetter die Kritik der Orts-Grünen an Schulze-Rohnhof als „gut funktionierendes Entrüstungsnetzwerk“ abgewiesen. Jetzt hat er sogar eine Unterlassungserklärung samt Richtigstellungs- und Gegendarstellungsforderung verfasst. Der Adressat: die Schülerzeitung „Kacktus“ vom Halepaghen- Gymnasium, die über die „Schultze-Rhonhof-Connection“ berichtet hatte. Schülerredakteur Tilmann Dralle fragt in dem Bericht, wie bei den Rotariern, die sich das soziale Engagement auf die Fahnen geschrieben haben, jemand wie Schultze-Rhonhof mitwirken könne. Bei einem Gespräch, dass die Redaktion mit Rotarier-Präsident Vetter und Schultze-Rhonhof geführt hatte, habe der Ex-General die Vorwürfe an ihn als „Rufmord“ bezeichnet, sagt Dralle. Doch die Fakten habe Schultze-Rhonhof nicht widerlegen können.
Mit einer unglücklichen Formulierung – der „Club“ gewähre dem Ex-General ein „Forum für die nationalistischen Thesen“ – hatte sich die Schülerzeitung angreifbar gemacht. Zu keinem Zeitpunkt, erklärte Rotarier Vetter, hätte ihr Club-Mitglied sich bei ihnen „nationalistisch“ geäußert.
„Die juristische Drohgebärde gegen Nachwuchs-Journalisten hat mich überrascht“, sagt Dralle.
ANDREAS SPEIT