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Archiv-Artikel

DAS WETTER: HERZBLUTEREI (ENDE)

„War nur Spaß, Großvater!“, rief Gerwine flink, als sie die Tränen sah, die Alwin flugs in die Augen schossen. Ganz sicher würde sie nie Steinmetzin werden, dafür rührte sie viel zu gern in dem großen Bottich, der das Kesselfleisch längst verschluckt hatte. Am Blubbern der Metzelsuppe konnte sie sich niemals sattsehen. „Ach, Gerwine“, seufzte der Alte, dem seine schrundigen Hände jetzt schon sehr wehtaten. Doch ließ wenigstens der Schmerz langsam nach, den er verspürt hatte, als sein Sohn ihm eröffnete hatte, er könne kein Blut sehen. Ortwin war schon ein rechter Tropf. Aber Gerwine, ach, die Gerwine, mit ihrem wachen Blick und den zarten Fingern, die mühsam den schwarzen Schöpflöffel umklammerten. Sie war die Zukunft der kleinen Herzbluterei im Hunsrück. Nun musste der rumpelige Laden nur noch Kundschaft finden. Denn die gute Metzelsuppe hatte seit Jahren keiner mehr davongetragen. Kunden wären schon was, dachte Alwin Eisenbrink und summte sein Lieblingslied „Heart and soul“. Aber das ist eine andere Geschichte …