: Der nächste Podolski
Heute spielt der Regional-Kicker Patrick Helmes gegen Dänemark. Der junge Kölner ist ein Torwunder
Eigentlich hatte Patrick Helmes ganz andere Pläne, jetzt, wo der Ligafußball ruht. Der junge Stürmer zieht gerade aus der Kölner Vorstadt in eine zentral gelegene Penthousewohnung. Am freien Wochenende hat er deshalb „Umzugskisten gepackt“ und zwischendurch zur Zerstreuung „mit einem Freund X-Box gespielt“, erzählt er. Dann klingelte das Telefon. Bundes-Co-Trainer Hansi Flick war am Apparat und lud ihn in die Nationalmannschaft ein. Schon am Sonntagnachmittag kickte Helmes locker mit den aus Prag zurückgekehrten Helden. Ein paar Spielminuten heute gegen Dänemark wären ein versöhnlicher Abschluss einer langen Leidenszeit, die der 23-Jährige durchmacht, seit er im Sommer 2005 von den Sportfreunden Siegen nach Köln kam. Viel zu oft war Helmes verletzt.
Als der damalige Kölner Trainer Uwe Rapolder ihm gerade einen Platz in der Stammformation versprochen hatte, riss eine Muskelfaser. Rapolder wurde entlassen und Nachfolger Hanspeter Latour brachte Marco Streller mit, so dass Helmes kaum mehr eine Chance bekam. Lukas Podolski war ja stets gesetzt. In der laufenden Saison führte Helmes dann nach fünf Spieltagen die Torjägerliste an, sieben Treffer, bis ihm der Mittelfuß brach. Zwar gelang ihm noch der 1:0-Siegtreffer gegen Rot-Weiß Essen, doch es folgte eine viermonatige Pause. Helmes wurde trotzdem unersetzlich: In elf Spielen hat er zehn Tore erzielt.
„Einen Spieler mit solchen Stärken kann man auch aus der Zweiten Liga in die Nationalmannschaft holen“, sagt Bundestrainer Jogi Löw. Seit den 70er Jahren ist Helmes neben Podolski der einzige Spieler aus der Zweiten Liga, dem diese Ehre Zuteil wird. Einen Vertrag in Leverkusen ab 2008 hat er auch schon unterschrieben, dann endet Helmes‘ Kontrakt in Köln. Ob er tatsächlich wechselt, ist aber weiterhin unklar.
Denn Christoph Daum hat seinen Spieler jüngst zu einem privaten Abendessen bei sich zu Hause eingeladen. Ein Fünf-Sterne-Koch kredenzte edle Köstlichkeiten, und danach sagte Helmes: „Der FC hat mir ein neues Angebot gemacht. Ich bin ins Grübeln geraten.“ Wahrscheinlich müssten die Kölner eine Ablöse an Leverkusen bezahlen, wenn Helmes über 2008 hinaus bleiben will. Über ein Mitglied von Jogi Löws Heldentruppe hätte sich erheblich komfortabler verhandeln lassen – mit den verfeindeten Klubs vom Rhein wie auch mit den vielen anderen Interessenten. DANIEL THEWELEIT