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Archiv-Artikel

Billigflieger auf Einkaufstour

Die Fluggesellschaft Air Berlin übernimmt die LTU. Nun will man verstärkt Langstreckenflüge anbieten. Berliner Flughäfen jubeln über den Coup, Gewerkschafter fürchten Arbeitsplatzabbau

VON RICHARD ROTHER

Die Berliner Fluggesellschaft Air Berlin bleibt auf Wachstumskurs. Das Unternehmen, das laut IHK auf Platz 34 der größten Berliner Firmen steht, kündigte gestern an, die Düsseldorfer Fluggesellschaft LTU zu 100 Prozent zu übernehmen. Damit will Air Berlin vor allem sein Standbein auf dem wichtigen Flughafen Düsseldorf stärken. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten dort sei ein Wachstum ohne Übernahme kaum mehr möglich gewesen, hieß es. LTU hat rund 2.200 Mitarbeiter, Air Berlin rund 4.000. Im vergangenen Jahr erzielte Air Berlin nach eigenen Angaben einen Gewinn von 50 Millionen Euro, nach einem Verlust von 116 Millionen Euro im Vorjahr.

Mit der Übernahme will Air Berlin vor allem das Segment der Langstreckenflüge ausbauen. Damit folge man „den Wünschen des Marktes“, so Air-Berlin-Chef Joachim Hunold. Die LTU betreibt derzeit 15 Mittelstrecken- und 11 Langstreckenflugzeuge; wichtigste Ziele sind die Dominikanische Republik, die USA, Thailand, die Kanaren, Nordafrika und die Türkei. Die LTU, die im Gegensatz zum Mutterkonzern über eine Arbeitnehmervertretung verfügt, soll im Air-Berlin-Konzern ein rechtlich eigenständiges Unternehmen bleiben.

In Berlin stieß der Übernahme-Coup auf ein geteiltes Echo. Die Berliner Flughäfen begrüßten das weitere Wachstum der Fluggesellschaft. „Mit der Übernahme der LTU stärkt die Air Berlin ihre führende Marktposition in der deutschen Hauptstadt“, so Flughafenchef Rainer Schwarz. Insbesondere im Langstreckensegment könne es neue Chancen für Berlin geben. Im vergangenen Jahr hätten über vier Millionen Passagiere die Flüge von Air Berlin und der aufgekauften dba genutzt. Seit der dba-Übernahme sei Air Berlin die größte Fluggesellschaft auf den Berliner Flughäfen.

Weniger begeistert von der Übernahme ist Ver.di-Luftverkehrsexperte Holger Rößler. Die beschworenen Synergieeffekte würden die Mitarbeiter spüren, „da brauchen wir uns nichts vormachen“. Dies werde aber in erster Linie den Standort Düsseldorf betreffen. Air Berlin sei „offen mitbestimmungsfeindlich“, kritisiert Rößler zudem. „Dass so ein Unternehmen immer weiter wächst, macht mir Sorgen.“ Die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Unternehmen sei schließlich „ein wichtiger Pfeiler unserer Demokratie“.

Ziel sei, Tarifverträge und Mitbestimmung in den übernommenen Unternehmen zu erhalten und diese auch auf den Mutterkonzern auszudehnen. Die Übernahme überraschte Rößler nicht. „Die Konsolidierung bei den Airlines zeichnet sich schon länger ab.“

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