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Archiv-Artikel

Fakten Fakten Fakten: Kultur lohnt sich

Senator Kastendiek hat eine interne Arbeitsgruppe zur Erstellung eines „Kulturwirtschaftberichts“ eingesetzt

Dass Bremen aus Hamburger Sicht überschätzt wird, ist selten. Doch anlässlich des – seinerseits unterschätzten – Themas „Kulturwirtschaft“, kommt es doch vor: Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck lobt Bremen als Bundesland, das bereits einen „Kulturwirtschaftsbericht“ (KWB) vorgelegt hätte – was mitnichten der Fall ist. Im Gegenteil: Die hiesigen Grünen mahnen einen solchen als „längst überfällig“ an, ihre Europa-Abgeordnete Helga Trüpel bemängelt: „Offensichtlich hat Herr Kastendiek noch nicht realisiert, dass es zwischen den beiden Arbeitsbereichen seines Ressorts, Kultur und Wirtschaft, auch einen inneren Zusammenhang gibt.“

Von Welcks Statement steht im Vorwort des real existierenden Hamburger KWB. Auf 141 Seiten ist dort aufgelistet, was Buchhandlungen, Bühnen, Designer und alle anderen Malocher der „Creative Industries“ zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Damit soll deren „wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung“ faktisch unterfüttert werden, formuliert v. Welck. Nach „schier unendlichen Gesprächen mit Experten“ hätten die AutorInnen darüber hinaus – unter anderem – festgestellt, dass „das bürgerschaftliche Engagement“ der Hamburger in Sachen Kultur „bundesweit einzigartig“ sei.

Dieses Prädikat hängt man sich bekanntlich auch an der Weser gern um den Hals. Um nun seinerseits mit Zahlen aufwarten zu können, hat das Kulturressort soeben eine behördeninterne Arbeitsgruppe gebildet – im Herbst, sagt Ressortsprecher Florian Kruse, solle dann tatsächlich ein KWB vorliegen.

Bremen stünde dann in einer Reihe mit acht anderen entsprechend untersuchten Bundesländern. Bundesweit soll die Kulturwirtschaft rund sechs Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaften – sechs Milliarden an öffentlicher Förderung bereits abgezogen. Ob solche Zahlen zur argumentativen Unterstützung kultureller Aktivitäten taugen, ist allerdings umstritten – zumal die finanzielle Rentabilität immer nur für einen Teil des Kultursektors ins Feld geführt werden kann.

In Bremen wird derweil noch um Ausmaß und Ausrichtung des avisierten Berichtes gerungen. Während die Arbeitnehmerkammer eine „bloße Beschränkung auf den kommerziellen Kulturbereich“ befürchtet, ist das Problem aus Sicht des Ressorts genau anders herum gelagert: Dort liegen die Zahlen über den öffentlich geförderten Bereich ohnehin vor, schwieriger wird sich die Erhebung der privatwirtschaftlichen Daten gestalten. Vorläufig geht man in Bremen von 8.000 Selbstständigen beziehungsgweise Betrieben mit insgesamt 55.000 Beschäftigten aus. Henning Bleyl