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Archiv-Artikel

(Tages-)Muttis kosten wenig

betr.: „Nur die Mutter zählt“, taz vom 23. 3. 07

In diesem polemischen Abriss steckt ein wahrer Kern. Die Unions-Supermami von der Leyen sucht wie ihre Ressortkollegen auch nach Möglichkeiten Kosten zu reduzieren. Immer das gleiche Lied. Man kann nicht immer scheinheilig auf den verlorenen Werten herumreiten und so tun, als sei Erziehung ein erkanntes gesellschaftliches Problemfeld. Auf der anderen Seite aber ist das politische Handeln ganz entgegen der Propaganda von den ach so tollen und hoch gehaltenen vor allem christlichen Wertvorstellungen stets nur auf reines Kostendenken geeicht. Bei diesem betriebswirtschaftlichen Technokratismus bleibt der gesellschaftliche Blick fürs Ganze auf der Strecke. Ein Defizit, das mit den Wertedebatten um verantwortungslose Väter und rollengeschwächte Mütter oder umgekehrt kompensiert werden soll.

Den Unternehmen werden in den kommenden Jahren Milliardengeschenke durch die Unternehmenssteuerreform gemacht. Gleichzeitig verzichtet der Staat auf Kontrollen bei denen, die mittels Immobilienfonds auf Aktienbasis hohe Dividenden einstreichen. Die Angaben auf der Steuererklärung sollen künftig freiwillig sein. Hartz-IV-Empfänger und Rentner müssen dagegen immer weitere sinnlose Kontrollmechanismen über sich ergehen lassen und haben darunter zu leiden, dass Behörden darüber streiten, wer mit dem Bezahlen welcher Leistung dran ist. Demnächst wird von Michel Glos persönlich der Reichsarbeitsdienst wieder eingeführt, um der faulen Bittsteller-Bagage ordentlich Dampf zu machen. Mal sehen, wie viele Mütter und Väter oder gar auch Kinderlose zum Arbeitsdienst als Tagesmutter oder -vater auf 1-Euro-Basis herangezogen werden.

ANDRÉ TAUTENHAHN, Wunstorf