: Nato greift Tripolis an
LIBYEN Ungeachtet der Regierungsankündigungen gehen die Angriffe auf Misurata weiter
TRIPOLIS afp/dapd | Nato-Kampfflugzeuge haben in Tripolis die Residenzanlage von Muammar al-Gaddafi bombardiert und dabei ein Büro des libyschen Machthabers zerstört. Dabei wurden das Bürogebäude in der weitläufigen Anlage durch den nächtlichen Beschuss vollständig und ein angrenzender Konferenzsaal teilweise zerstört. Nach Angaben eines Vertreters der libyschen Staatsführung wurden bei den Angriffen 45 Menschen verletzt, 15 von ihnen schwer. Dies sei ein Versuch gewesen, Gaddafi zu töten, sagte er.
In der Hafenstadt Misurata, rund 200 Kilometer von Tripolis entfernt, dauerten die Kämpfe nach einem von schweren Auseinandersetzungen geprägten Wochenende mit dutzenden Todesopfern an. Regimetreue Truppen beschossen die Stadt am Morgen mit Granaten. Bei dem rund einstündigen Angriff wurden nach Augenzeugenberichten zwei Schulen zerstört.
Am Samstagnachmittag hatte erstmals eine US-Drohne nahe Misurata Raketenwerfer der Gaddafi-Truppen zerstört. Die Rebellen gewannen an Boden, weshalb es ihnen am Sonntagnachmittag gelang, mehrere Menschen zu befreien, die sich aus Angst vor Scharfschützen in ihren Häusern verschanzten. Zwei gefangen genommene regierungstreue Soldaten sagten Korrespondenten, die Moral bei Gaddafis Leuten sei derzeit „auf dem Tiefpunkt“. Viele Soldaten würden aufgeben wollen, hätten aber zu viel Angst davor, wegen Verrats umgebracht zu werden.
Von dem am Samstag angekündigten Ende der Belagerung Misuratas durch Regierungstruppen war vor Ort nichts zu spüren. Die Stadt wurde laut Augenzeugenberichten von mehr als 70 Raketen der Gaddafi-Truppen getroffen; mindestens 32 Menschen kamen ums Leben. Entgegen früheren Angaben sagte der libysche Vizeaußenminister Chaled Kaim, die Regierungstruppen hätten sich nicht aus Misuata zurückgezogen. „Sie haben nur ihre Operationen eingestellt.“ So solle den einheimischen Stämmen Zeit gegeben werden, eine „friedliche Lösung“ zu finden. Der militärische Sprecher des oppositionellen Nationalen Übergangsrats, Omar Bani, bezeichnete diese Ankündigung als „Trick“. Gaddafis Truppen hätten sich hinter die Frontlinie zurückgezogen und bereiteten sich auf neue Angriffe vor.