: Wir brauchen eine bessere Ausstattung
„Wir sind gar nicht vergleichbar mit der Rütli-Schule. Bei uns gibt es, trotz der Probleme am Stahlstandort Georgsmarienhütte, noch eine ganz andere Hauptschulwelt. Deswegen bin ich auch ein Verfechter der Hauptschule. Kinder mit ganz besonderen erzieherischen Bedürfnissen wird es immer geben.
Wir setzen neben der Wissensvermittlung auf eine ganze Reihe von Aktivitäten, mit denen wir die Persönlichkeiten unserer Schüler stärken wollen. Dazu gehört eine gute Berufsvorbereitung. Das heißt, wir versuchen unseren Schülern mit Firmenkooperationen Brücken in die Arbeitswelt zu bauen.
Wir beraten unsere Schüler umfassend in allen Lebenslagen. Das ist nicht allein eine Anti-Raucher-Kampagne. Es gibt das Projekt Schnulleralarm. Die schwangeren Mädchen werden ja immer jünger.
Wir wollen Gemeinsamkeiten entwickeln und die Schüler in ihren Erfolgen neben dem Unterricht stärken. Die Schüler können ihr Klassenzimmer völlig eigenständig gestalten. Wir kitzeln dabei aus ihnen raus, was sie können. Der Nebeneffekt ist: Vandalismus kennen wir an unserer Schule praktisch nicht.
Wir legen schon immer größten Wert auf das Sprachlernen. Seit den 1960er-Jahren, als die türkischen Gastarbeiter kamen, machen wir eine ausgefeilte Spracherziehung. Wir haben einen Kollegen, der ist nur dafür da. Der Ortsteil Alt-Georgsmarienhütte ist heute Einzugsbereich für viele Aussiedler, auch die Kinder aus zwei Asylbewerberheimen kommen zu uns.
Wir wollen eine echte gebundene Ganztagsschule werden. Dann könnten wir ganz anders arbeiten, mit Projekten und viel mehr erzieherischen Hilfen am Nachmittag. Die Schüler, die es am nötigsten hätten, erreiche ich doch jetzt gar nicht: Die gammeln ab zehn nach eins auf der Straße oder vor dem Videorekorder rum.
Und man könnte uns insgesamt besser ausstatten. Obwohl wir ein besseres Betreuungsverhältnis haben und einen Sozialpädagogen, arbeiten wir immer am Limit – für die anspruchsvolle Klientel, die wir haben.“
Wilfried Engelhardt ist Rektor der Carl-Stahmer-Hauptschule, Georgsmarienhütte (Niedersachsen). 200 Schüler, davon 37 Prozent mit Migrationshintergrund.