LESERINNENBRIEFE :
Atomlobby rüstet auf
■ betr.: „Opportunistische Ostermärsche“, taz vom 26. 4. 11
Der Argumentation in dem Kommentar von Martin Kaul vermag ich nicht zu folgen. Merkel/Westerwelle haben sich im UN-Sicherheitsrat allein aus opportunistischen, wahltaktischen Gründen der Stimme enthalten. Es ging keinesfalls um hehre Ziele oder Motive. Das ist deutlich sichtbar am Umgang mit den Flüchtlingsschicksalen.
Es ist gut und richtig, die Kräfte zu bündeln statt zu splitten; für die Friedensbewegung und die Atomkraftgegner. Die Atomlobby rüstet mächtig auf und verdummt die Leute sehr geschickt, und die Rüstungsindustrie steht ihr in nichts nach.
F. LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach
Strenger Pazifismus
■ betr.: „Opportunistische Ostermärsche“, taz vom 26. 4. 11
Dass die taz die Ostermarschierer kritisiert, weil sie sich vornehmlich gegen die Atomkraft aussprechen, verwundert mich. Der Protest gegen die AKWs ist eine Wurzel der erfreulichen Demonstrationskultur unserer Tage. Die Haltung der taz beruht wohl auf ihrem strengen Pazifismus, der sie auch die Nato-Einsätze gegen Libyen verurteilen lässt. Natürlich soll sich jeder vernünftige Mensch für die friedliche Lösung von gesellschaftlichen Konflikten, für den Frieden zwischen den Völkern einsetzen. Doch humanistische Gutmenschen-Rhetorik beeindruckt einen Lumpen wie Gaddafi nicht. Verbrecher verstehen immer nur eine Sprache.
CHRISTIAN FUCHS, Gutenstetten
Sarrazin raus aus der SPD
■ betr.: „Die SPD schafft sich ab“, taz vom 23. 4. 11
Es ist für mich als Sozialdemokraten unverständlich und erschreckend, dass ein Mensch wie Sarrazin Mitglied der SPD sein kann. Sigmar Gabriel hat doch recht, dass die Thesen von Sarrazin den Überzeugungen und den Zielen der SPD diametral entgegenstehen. Wieso hat der SPD-Vorstand sich dann mit dem Rassisten geeinigt und das Ausschlussbegehren zurückgezogen, bloß weil es eventuell ein langwieriges Verfahren wird und er gesagt hat, er will wieder lieb sein und nicht mehr sagen was er denkt. Lässt Sarrazin jetzt seine Bücher einstampfen?
Ich will nicht die Meinungsfreiheit einschränken, jeder kann sagen, was er für richtig hält, aber es muss kompatibel sein mit den Grundsätzen und Zielen der Partei, wenn nicht, muss derjenige austreten. Aus dem Kaninchenzüchterverein würde ich auch rausgeworfen werden, wenn ich gegen die Ziele des Vereins verstoße, also zum Beispiel die Abschaffung der Kaninchen fordern würde. Dass würde jeder verstehen. GÜNTER LÜBCKE, Hamburg
Das Buch ist noch auf dem Markt
■ betr.: „Einigung mit Sarrazin. Wachsender Unmut in der SPD“, Online-taz vom 26. 4. 11
Nahles sagt nun also, Sarrazin habe sich distanziert von seinen sozialdarwinistischen und diskriminierenden Äußerungen sowie „Missverständnisse klargestellt“, und deswegen wäre das schon okay, dass er in der SPD bleibt.
Ach, hat er das wirklich, der arme missverstandene Mann? Hat er sein Buch aus dem Handel genommen? Gibt es jetzt eine Neuauflage, wo drinsteht, dass Moslems doch nicht dumm sind? Im Schnitt und rein statistisch und man-wird-ja-wohl-noch-sagen-dürfen? Nein? Ja warum bitte hat dann das parteischädigende Verhalten aufgehört, wenn immer noch Leute dieses Buch kaufen und lesen? Wobei mir dabei die Parteischädigung herzlich egal ist. Dadurch, dass die SPD diese Thesen akzeptiert, schädigt sie das Vertrauen der Nachkriegsgeneration in die Politik und das, was vom sozialen Frieden in Deutschland nach Schröder noch übrig ist.
CHRISTIAN LEICHSENRING, Bielefeld
Seit 1848 gute Tradition
■ betr.: „Linkspartei jetzt für Frieden“, taz vom 21. 4. 11
Dass sich in Deutschland Linksparteien selbst zerlegen, hat seit 1848 gute Tradition. Alternativ wandern sie in die sogenannte Mitte – siehe SPD. Ich gehe davon aus, dass die Linke ihren traditionellen Wurzeln folgt und sich innerhalb der nächsten zwei Jahre ritualisiert auseinandernimmt und dann in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Schade eigentlich! WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen