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Archiv-Artikel

Tote Tiere im Zoo

Im letzten Jahr hat der Zoll 53.000 Urlaubssouvenirs beschlagnahmt – allesamt Überreste von gefährdeten Tierarten. Zusammen mit dem Zoo Osnabrück zeigt der Zoll jetzt eine Ausstellung, die auf das Problem aufmerksam machen soll

Dieser Wolf wurde buchstäblich platt gemacht. Sein Fell ist alles, was von ihm übrig geblieben ist. Das liegt nun ausgebreitet auf einem Tisch im Osnabrücker Affenhaus. Aber nicht zur Zierde. Es ist ein Exponat der Ausstellung „Souvenirs, Stress, Strafverfahren – Exoten im Blick des Zolls“, die der Zoo Osnabrück und der Zoll zeigen, um auf den illegalen Handel mit gefährdeten Tieren aufmerksam zu machen. Allein im vergangenen Jahr habe der Zoll 53.000 Exponate, die von gefährdeten Tierarten stammen, beschlagnahmt, sagt Martin Brug, Pressesprecher beim Zoll in Osnabrück.

Das können Teile toter Tiere sein, präparierte Körper oder sogar lebende Tiere. „Die Zahl der nicht entdeckten, illegal eingeführten Exemplare liegt allerdings bei weitem höher“, ergänzt Zoodirektor Wolf Everts.

Mit der Ausstellung wollen der Zoo und der Zoll „offen, nett und unverfänglich“ (Brug) auf das Problem aufmerksam machen. Deshalb zeigen sie Stelltafeln und Exponate im Affenhaus, wo viele Zoobesucher sowieso hinkommen. Um auch schon Kinder über den verbotenen Handel aufzuklären, gibt es für sie ein Quiz, in dem sie Teile toter Tiere der richtigen Art zuordnen müssen.

„Viele Touristen handeln aus reiner Unwissenheit“, sagt Wolf Everts. In unterschiedlichster Form führen sie Teile gefährdeter Tiere mit sich: Als Handtasche, Ledergürtel oder Schnitzerei aus Elfenbein. Oft haben sie ganz arglos an einem Stand auf dem Markt zugegriffen und wollten sich nur ein schönes Souvenir kaufen. Neben dem Wolfsfell sind das etwa ein ausgestopfter Kaiman, Schnitzereien aus Elfenbein, Schädel toter Tiere oder eine dekorativ präparierte Kobra.

Welche Tierarten geschützt sind, legt das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA) von 1973 fest, dem sich inzwischen 160 Staaten angeschlossen haben. 8.000 Tier- und 40.000 Pflanzenarten stehen mittlerweile auf dieser Liste. Und sie wird immer länger. Eben nicht nur, weil ihre Lebensräume zerstört werden, sondern auch weil „der starke Zuwachs im Fernreisetourismus dafür mitverantwortlich“ ist, wie es in dem Flyer „Artenschutz im Urlaub“ des Deutschen Zoll heißt.

Die Einfuhr verbotener Exponate kann teuer werden. Bis zu 50.000 Euro könne einen das kosten, wenn das Vergehen als Ordnungswidrigkeit geahndet werde, sagt Zollmann Martin Brug. Dabei wird nicht unterschieden, ob der Erwischte nun aus Unwissenheit oder Absicht etwas Verbotenes mitgebracht hat. Wenn jemand mit Teilen streng geschützter Tiere wie Elefant oder Nashorn erwischt wird und zudem nicht fahrlässig gehandelt hat, dem drohen bis gar fünf Jahre Haft.

Die Exponate der Ausstellung stammen ausschließlich aus dem Zollamt Osnabrück. Dort werden wie in allen anderen Zollämtern auch zahlreiche beschlagnahmte Sachen gelagert und später vielleicht an Museen weitergegeben oder vernichtet. Nicht viel besser ergeht es übrigens vielen lebenden Tieren, die nach Deutschland eingeführt werden sollen. Nach Möglichkeit werden sie in ihre Herkunftsländer zurückgebracht. Das ist aber teuer und aufwändig. Wenn keine andere Lösung möglich ist, werden sie umgebracht. ANNE REINERT

„Souvenirs, Stress, Strafverfahren – Exoten im Blick des Zolls“: Zoo Osnabrück (Am Waldzoo 2-3), 1. bis 9. April, 8 bis 18.30 Uhr (Kassenschluss 17.30 Uhr)